Automobile Träume - Citroën 11 BF Commerciale

Nideggen-Schmidt. Die Vorfreude war groß, als ich mich auf den Weg zu Friedel Reuter in Nideggen-Schmidt machte, um ein wahres Oldtimer-Schätzchen,den Citroën 11 BF - der im Volksmund liebevoll "Gangster- Citroën" genannt wird -  in Augenschein nehmen zu dürfen. Womit ich allerdings nicht rechnete, waren die vielen anderen automobilen Schätze, die sich zeigten, sobald die Garagentore aufgingen. Als wäre der "Gangster- Citroën" nicht schon Anlass genug, um als Oldtimer-Liebhaber Tränen in die Augen zu bekommen, warteten dort noch ein Marlin Roadster, ein Whippet, 1928 von der amerikanischen Firma Willys Overland hergestellt, 

ein Sonderbau des 2 CV (Citroën) Cabrio und ein Lotus Elise - kein Oldtimer, aber sicher ein bemerkenswertes Auto. Friedel Reuter beschreibt den 300 PS starken und 287 Km/h schnellen Wagen augenzwinkernd ein "Altherren-Fahrzeug. So viele Traumautos auf einmal, das musste ich erst einmal verarbeiten - und ich gestehe - es fiel mir schwer, mich nur auf den Citroën 11 BF Commerciale zu konzentrieren. 


Wie kommt man zu einem solchen privaten „Automobil-Museum“, fragte ich mich, aber schon nach kurzer Zeit wurde mir (ein wenig neidvoll) klar: man muss dafür eben Prioritäten im Leben setzen (können). Friedel Reuter hatte nach einem arbeitsreichen Berufsleben die Möglichkeit, schon mit 58 Jahren in Frührente zu gehen. Die Kombination aus viel Freizeit und der Tatsache, dass er natürlich schon immer sehr automobilaffin war, eröffneten ihm die Möglichkeit, unterschiedlichste Oldtimer verschiedener  Epochen näher kennenzulernen, ja, sein eigen zu nennen.

Doch nun kurz zurück zum Citroën 11 BF Commerciale. Entwickelt wurde er unter der Leitung von André Lefèbvre und Flaminio Bertoni, die 1955 auch für den Nachfolger Citroën DS verantwortlich waren, und er hatte viele technische Merkmale, die damals neuartig waren, und im heutigen Automobilbau Standard sind.1934 wurde er auf dem Pariser und Brüsseler Autosalon mit Achtzylinder-V-Motor, 3,82 Litern Hubraum und 100 PS vorgestellt. Dieser Wagen hatte in die Kotflügel eingelassene Scheinwerfer. Die ersten Fahrzeuge waren mit einem Ford-Motor ausgerüstet, weil der eigene Motor noch nicht serienreif war. Insgesamt sollen rund 20 Fahrzeuge dieses Typs gebaut worden sein.

 Besonderes Merkmal waren die vorderen Türen des Wagens. Sogenannte "Selbstmördertüten, die ein bequemes Ein- und Aussteigen gewährleisten. Die Frontscheibe kann unten leicht ausgestellt werden, so lässt sich bei wärmerem Wetter der Innenraum belüften. Für den Betrieb in kalten Regionen oder im Winter kann vor dem Kühlergrill eine Jalousie montiert werden, damit der Motor schneller seine Betriebstemperatur erreicht. Wer hinten Platz nehmen kann, fühlt sich fast wie im Papamobil des Papstes. So viel Beinfreiheit bietet heutzutage vielleicht nur Rolls Royce, Maibach oder Bentley.


Friedel Reuter, gelernter Dreher und umgeschulter Schweißer, macht an seinen Oldtimern alles selbst. Auch schwierigere Reparaturen. Wie bei seinem Whippet. Bei ihm baut er augenblicklich die Benzinzufuhr von Unterdruck- auf Benzinpumpe um. Kein Wunder also, dass bei ihm alle Autos komplett durchrestauriert sind und tipp topp dastehen. 


„Der Anfang meiner Leidenschaft im zarten Alter von zehn Jahren, war ein Tretroller. Aber einer der seltenen Modelle, die durch treten des Stehbrettes angetrieben wurden. Die waren allerdings lebensgefährlich, weil sie bis zu 50 km/h schnell sein konnten, aber leider keine Bremsen hatten“, erinnert sich Friedel Reuter. Nach der üblichen Fahrradzeit folgten logischerweise Mofas, Mopeds und Motorräder. Das erste Auto war ein VW Käfer, bei dem man die Reserve noch mit dem Fuß am Bodenblech umstellen musste. Ach ja, bei einem solchen Automobilisten wie Friedel Reuter, ist die Liste der nachfolgenden Autos in seinem Leben, ziemlich lang.

Es folgten mehrere 2 CVs, ein Opel GT, ein Ford 20m, ein VW-Bus - Pritsche mit Doppelkabine, ein Opel Kadett, ein Audi 80 und Audi 100 - um mal die wichtigsten erwähnt zu haben. 

Sein heutiges Alltagsauto ist der Toyota IQ seiner Frau Dorothee. „Das reicht uns völlig aus. Besonders in Zeiten wie diesen. Es ist ein KFZ das einfach nie in die Werkstatt muss. Es fährt einfach - und fährt und fährt." Der auch neben seinem Oldtimer-Hobby äußerst aktive und gesellige Rentner, engagiert sich in zwei Karnevalsvereinen, in zwei Chören, in der Lokalpolitik seines Ortes und ist ein echter Schmidter Aktivposten. „Jetzt habe ich allerdings keine weiteren automobile Wünsche mehr. Ich habe mir fast alles realisiert, wovon ein normaler Rentner träumen kann", so Friedel Reute fast glaubhaft zum Abschluss unseres Gespräches. Ja, fast! Ja, hätte ich im Rausgehen nicht noch schnell ein tolles Reisemobil gesehen, mit dem das Ehepaar Reuter gerne auf Städtetouren geht.

Text und Fotos: (bvl)