Automobile Träume - Ford P7B 2

Nideggen. „Ich bin grundsätzlich ein Nostalgiker“, erklärt Stefan Belz seine automobile Leidenschaft für Oldtimer. „Ich hatte eine schöne Kindheit und möchte genau dieses Gefühl in meinem Leben haben, zurückholen. Autos spielen bei mir dabei, seit meiner Kindheit, eben eine wichtige Rolle.“
„Natürlich ist dabei hilfreich, wenn man wie ich wenigstens einiges selber reparieren kann. Dazu gehört bei mir Bremsen machen, Zündung und Ventile einzustellen und alle anfallenden Schrauberarbeiten. 

Eigentlich alles Alltägliche - bis auf den Motor komplett zu zerlegen“, so der in Nideggen-Abenden lebende, gelernte Ingenieur für Energie- und Umweltschutztechnik. 

Liebe mit Hindernissen
Seinen Ford fand er 2018 in einem Brühler Autohaus und hat das Ausstellungsstück vom Fleck weg gekauft. Doch die Ernüchterung folgte gleich auf dem Fuße. Der komplette Motor, die Zündung und der Vergaser waren völlig verstellt. Angeblich sollte der Heizungskühler defekt sein. Deshalb kaufte sich Stefan Belz gleich einen neuen.

Umsonst, wie sich später herausstellte, denn er war gar nicht kaputt. Dafür standen aber jede Menge andere Reparaturen auf dem Programm. Der leidenschaftliche Automobilist erneuerte alle Radlager und überholte die Vorderachse komplett. 

Die Türen war nach innen durchrostet. Also standen aufwendige Schweißarbeiten an, bevor er sie versiegeln konnte. Beide Vordersitze brauchten dringend Hilfe vom Sattler, der sie neu polsterte und bezog.

Doch damit nicht genug! „Komplizierter als die vielen Reparaturen entpuppte sich mein Wunsch, meinen neuen Motor, einen 2,3 Liter Granada-Motor eintragen zu lassen“, erinnert sich Stefan Belz. Weitere Besonderheiten seines Fords waren beispielsweise, dass weder Zahnriemen noch Steuerkette verbaut sind, sondern Zahnräder (Stirnräder) aus Aluminium. Mit dem V 6 Motor war er zu seiner Zeit eine Art Gengenentwurf zum Strich 8 von Mercedes. Über das Internet fand er zum TÜV Süd in Heilbronn. Der verfügt über Motorendaten von quasi allen KFZ nach dem 2. Weltkrieg. „Die in Heilbronn konnten mir - Gott sei Dank - am Ende dann doch weiterhelfen. Sonst wäre das mit meinem Ford sehr schwierig geworden.“ Und weil er noch heute so von deren Hilfestellung begeistert ist und von vielen anderen Oldtimerfreunden weiß die ähnliche Probleme haben, nennt er gleich die Mailadresse des TÜV Süd: datenblatt@tuev-sued.de.

Auf einem Bein kann man nicht stehen 
Was aber so ein richtig leidenschaftlicher Schrauber und Oldtimerfan ist, der belässt es oft nicht beinur einem Traumauto. Bei Stefan Belz steht in der Hauseinfahrt, direkt hinter dem Ford, gleich noch ein toller Käfer, VW 1200. In einer weiteren Garage wartet bereits das nächste Projekt: ein Karmann Ghia. Für den Alltag steigt er gerne in seinen BMW Z3 oder auf seine Kawasaki Z900. Auch die Liste seiner früheren Autos liest sich spannend: VW Scirocco GT (1), Opel Rekord D Coupé, Mercedes Strich 8, 316 BMW und ein Ford Fiesta A. 

„Ich habe Glück, dass meine Frau meine Leidenschaft teilt. Ab und zu nehmen wir an organisierten und privaten Oldtimer-Ausfahrten teil und genießen unsere automobile Reise in die Vergangenheit und das Gefühl unter Gleichgesinnten zu sein.“ 

Wissenswertes zum Ford P7b (1968–1971)
Der Ford P7, die siebte neue Pkw-Konstruktion der Ford-Werke Köln seit Ende des Zweiten Weltkriegs, war ein Automobil der oberen Mittelklasse mit V4- oder V6-Motoren und Hinterradantrieb, das als Ford 17M, 20M und 26M auf den Markt kam. Von August 1967 bis Dezember 1971 wurden in den Ford-Werken in Köln-Niehl und Genk (Belgien) 567.482 Einheiten produziert.

Dieses neue überarbeitete Modell wird nach Werksunterlagen als Modellreihe P7/II oder auch P7b bezeichnet. Mit diesen werksintern „Facelift P7“ genannten Modellen wollte man den Misserfolg des Vorgängers vergessen lassen. Dazu griff man auf Bewährtes zurück: Der seitliche Hüftschwung wurde begradigt, die Lufthutzen-Attrappe auf der Motorhaube des 20M entfiel und die Stoßstangen wurden wieder seitlich hochgezogen und in die Karosserie integriert. Auch Blinker vorne und Rückleuchten schlossen sich wie einst beim P5 wieder harmonisch an die Enden der Stoßstangen an. Die Heckscheibe der Coupés und Limousinen stehen relativ flach, so dass auch die Limousinen etwas nach Coupé aussehen

Restaurationen und Ersatzteilsituation
Trotz der überschaubaren Technik sind Restaurationen von P7-Modellen heute aufwendig und kostspielig. Dieses betrifft vor allem Arbeiten an der Karosserie, die häufig substanzielle Rostschäden und andere gravierende Mängel besitzen und nur sehr arbeitsaufwendig behoben werden können. Gute, neuwertige Originalteile sind teilweise gar nicht mehr und wenn doch, teuer und schwer zu finden. Nicht selten kann es vorkommen, dass Ersatzteile nachgefertigt oder aufgearbeitet werden müssen. Die Ersatzteilversorgung dieser älteren Ford-Modelle ist vergleichsweise schlechter als beispielsweise die von