Hochprozentiges aus der Destille - Obstbrände & Co.

Seit je her gehören Obstbrände zum krönenden Abschluss kulinarischer Menüs – oder werden als wohlschmeckende Heilessenzen aus der Apotheke Gottes verkostet. „Ein Schnäpschen in Ehren, kann niemand verwehren!“ Dieses Sprichwort macht deutlich, was sich bereits seit Jahrhunderten im Bewusstsein der Menschen über die Wirkung dieses Tröpfchens verfestigt hat: Ein guter Brand wird neben dem Genuss, vor allem wegen seiner heilenden Kraft gegen das eine oder andere Zipperlein geschätzt.


Eine Art „Reinheitsgebot“ für Schnäpse:

Edle Brände werden ausschließlich aus der Frucht und nur mit Hilfe natürlicher Umsetzungsprozesse hergestellt. Brennen – oder im Fachjargon – Destillation, ist ein thermisches Trennverfahren, um ein Gemisch verschiedener, ineinander löslicher Stoffe zu trennen. Die Voraussetzung für die Anwendung des Verfahrens ist die unterschiedliche Zusammensetzung der Flüssigkeit und des Dampfes. Eine notwendige, jedoch nicht ausreichende Bedingung hierfür, sind unterschiedliche Siedepunkte der zu trennenden Komponenten, z.B. Methanol 65°C, Ethanol 78°C, Wasser 100°C. 

Trinkkultur:

Obstbrände bestehen zu 38% bis 45% aus Alkohol. Dieser ist wichtiger Träger der zahlreichen Geruchs- und Geschmacksstoffe. Ein Obstbrand sollte mit einer Temperatur um die 15°C serviert werden, denn nur so können sich die feinen Aromen optimal entfalten. Bei guten Bränden prüft man zunächst mit dem Auge die Klarheit des "Wassers". Mit Hilfe der Nase genießt man ausgiebig die Vielfältigkeit der Fruchtaromen. Der Brand wird in kleinen Schlückchen mit dazwischen liegenden Pausen getrunken, um den Geschmackssinn wieder zu neutralisieren. Einen Obstbrand verkostet man am besten aus einem ebenso edlen und grazilen wie hochstieligen und klaren Glas. Gestalt und Funktion sind ähnlich einer Brennblase, in der der Brand destilliert wurde: In der kugeligen Basis befindet sich bis zur Hälfte die Flüssigkeit. In dem schlanken Geistraum darüber sammeln sich die Aromastoffe.

Der Obstler:

wird meist aus Äpfel und Birnen gebrannt und ist der häufigste Obstbrand. Von Kennern wird er wegen seines feinen und entsprechend den Obstsorten äußerst vielfältigem Aromas besonders geschätzt. Wenn die Äpfel wegen ihrer außergewöhnlichen sortentypischen Qualität sortenrein gebrannt werden, nenn man sie „Apfeledelbrand", wie z.B. bei "Boskop" und "Gravensteiner.

Der Birnenbrand:

wird aus Birnen gebrannt und gehört zu den aromaintensiven Bränden. Wahre Spezialitäten sind die in Süddeutschland typischen Schnapsbirnen. Das sind meist über 100 Jahre alte Birnbäume. Auch Birnen werden sortenrein gebrannt und als Edelbrände angeboten. Der „Williams" ist der bekannteste Birnen-Edelbrand. In klimatisch günstigen Gegenden, wie beispielsweise in Altbayern, wird auch die Williams-Christ-Birne erfolgreich angebaut.

Der Zwetschgenbrand:

gehört ebenfalls zu den aromatischen Bränden. Das kommt daher, weil er fast ausschließlich aus der spätreifenden und aromareichen Hauszwetschge gebrannt wird. Manche Brenner lassen sie zusätzlich bis in den späten Herbst am Baum nachreifen bis sie schrumpelig werden. Eine Art „Trockenbeerenauslese".

Der Wildobstbrand und sonstige Obstbrände:

Mengenmäßig spielen sie eher eine untergeordnete Rolle, aber qualitativ runden die Brände aus Mirabellen, Reneklauden, Quitten, Vogelbeeren (Eberesche), Schlehen, Holunder, Kornelkirschen u.a. das Angebot vieler Brennereien hervorragend ab.

Wurzelbrände:

sind echte „Regionale Spezialitäten". Der in unserer Region bekannte „Els“ gehört hingegen zu den Likören und wird mit Kräutern und Gewürzen wie das Elskraut, auch als Beifuss bzw. Wermut bekannt, einzeln in Alkohol mazeriert und destilliert. Echte Wurzelbrände stammen in der Regel aus anderen Regionen Deutschlands. Der „Enzian“ wird aus der Wurzel von drei speziellen Enzianarten gebrannt. Der im Bayerischen Wald beheimatete „Bärwurz" wird als Geist hergestellt. Der Geschmack der Wurzelschnäpse ist außerordentlich markant.


(bvl)