Mensch & Tier - Freiheit für die Hühner

"Hennen auf Achse" - Dank mobiler Haltung

Nideggen Schmidt/Nordeifel. Umweltschutz und wie gehen wir mit unserer Erde um - das ist das große, gesellschaftliche Thema unserer Zeit. Immer mehr verantwortungsbewusste Menschen machen sich Gedanken, wo wir in einigen Jahren stehen und ob wir jetzt Dinge verändern wollen, um Wege in eine positive Richtung zu lenken.Deutschland ist eines der Länder mit den höchsten Tierschutzstandards der Welt. Wie Hühner in Deutschland gehalten werden, bestimmt unsere Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung. In ihr ist genau geregelt, was der Mensch den Tieren bieten muss, damit es ihnen gut geht.


         Tierwohl und Bio-Milch

Landwirt Ralf Beuel und seine Lebenspartnerin Tanja Jansen halten seit langem Hühner, bis vor kurzem allerdings nur als Hobby. Doch seit einem Jahr vergrößerten sie ihren Bestand - auf Grund der großen Kundennachfrage - auf 350 Hühner. Doch - das war klar - nicht einfach so, sondern natürlich ganz auf die Lebensqualität und das Wohlbefinden der Hühner 

ausgerichtet. Ralf Beuel, der in erster Linie sein Auskommen durch Milchkuhhaltung generiert,  setzt bereits sein fünf Jahren auf Bio und hat deshalb eine Bio-Milch-Zertifizierung. So war für ihn auch bei der Hühnerhaltung von vornherein klar, seinen Hühnern die Freiheit zu gönnen, die sie brauchen um ein artgerechtes Leben zu führen. „Deshalb stand für uns fest, dass wir auf eine mobile Haltung setzen wollen.  

 Das ist nicht nur für die Tiere gut, sondern auch für uns Verbraucher. Denn dass es den Hühnern gut geht, das schmeckt man auch am Ende bei den Eiern“, sind sich Tanja Jansen und Ralf Beuel einig. „Hühner in festen Ställen verunreinigen natürlich das umliegende Grundstück extrem. Besonders wenn man gleich 350 von ihnen hält. Die rollenden Ställe haben einfach den Vorteil, dass man - je nach Bedarf und Wetterlage - mit Stall und umliegendem Gehege einfach weiterzieht. Zumindest wenn man genug Weideland besitzt, wie wir.“ So hat man natürlich immer eine frische Weide - für glückliche Hühner und gesunde, leckere Produkte.


Und was macht Ralf Beuel gegen die Gefahr von oben? „Da wo andere vielleicht Herdenschutzhunde einsetzen, haben wir auf zwei Ziegen gesetzt. Die haben sich voll in die große Hühnerschar integriert, leben tagein, tagaus mit ihnen zusammen und Raubvögel haben wegen ihrer Hörner genügend Respekt und haben bislang noch keinen Schaden angerichtet."

Aber auch auf ein anderes Problem möchte Ralf Beuel hinweisen. „In Deutschland ist es verboten Küken zu töten. Im benachbarten Ausland jedoch nicht. Das hat zur Folge, dass so mancher deutscher Landwirt seine Hühnereier im Ausland ausbrüten und 'verarbeiten' lässt. Eine andere Methode ist ein Verfahren, bei dem die Bruteier vier Tage angebrütet und per Lichtstrahl durchleuchtet werden. So kann man sehen, ob ein Hahn oder eine Henne schlüpfen wird. Bei denen klar ist, dass es Hähne werden, wird dann einfach nicht mehr weitergebrütet." Auch das Thema Bruderaufzucht ist ihm wichtig. Bruderaufzucht bedeutet, 

dass alle geschlüpften Küken - auch Hähne - aufgezogen und nicht sinnlos getötet werden. Die Junghähne werden separat aufgezogen und sind nach 24 Wochen schlachtreif. 

Einkaufserlebnis

Wer also zum Milchautomat der Beuels kommt, um sich mit frischer Bio-Milch einzudecken, der findet selbstverständlich, neben Kartoffeln, auch schmackhafte Eier von glücklichen Eifelhühnern. Dabei gibt es noch die Möglichkeit - vielleicht zusammen mit Kindern oder Enkelkindern - den anderen tierischen Bewohnern des Hofes zu begegnen und Hallo zu sagen. Wie beispielsweise dem Warzenenten- Pärchen oder dem bunten Barnevelder-Hahn mit seinen drei Damen. Mit zur Familie gehören insgesamt drei Pferde, ein Pony, zwei Französische Bulldoggen, rund zehn Hofkatzen - und natürlich 140 Milchkühe und 100 Jungtiere.

„Wer bei uns Eier kauft, der zahlt auch dafür, dass die Hähne erstmal leben dürfen. Deshalb kostet bei uns ein Ei vier Cent mehr. Menschen, denen das Tierwohl und die Qualität unserer Hühnereier wichtig sind, haben deshalb kein Problem mit einem Preis von 4,30 Euro pro 10er Karton", sind sich die Landwirte aus Leidenschaft sicher. Aktuell laufen Vorbereitungen, das Verkaufssortiment zu vergrößern. Künftig können Interessierte auch Hühnerfrikassee, Currywurst, Gulaschsuppe, Bolognese-Sauce oder Leberwurst kaufen - selbstverständlich alles von den eigenen Hühnern und Bruderhähnen.

Text und Fotos: (bvl)