Waldi’s Verzällche

Als ich an einem schönen Spätvormittag gutgelaunt mein Geschäft öffnete, konnte ich noch nicht ahnen, das kurz darauf das Wort „Morgengrauen“ eine völlig neue Bedeutung für mich bekam. Mein Freund Peter, meine rechte und linke Hand, und manchmal auch mein Verstand,war mit seiner Frau Anne an diesem Tag auch zugegen. Sie haben für ihre antike Ware auch einen Raum in meinem Laden angemietet. Eine Kundin betrat völlig euphorisch meine Räumlichkeiten, sah sich um, und dann redete, redete und redete sie. Ihren ausschweifenden Erzählungen zur Folge sammelte sie Promifotos, war also bei mir auf der Jagd, und ich war das Objekt ihrer Begierde. Sie war von Stars besessen. Da wir Eifeler als kleines listiges Bergvolk zu den gastfreundlichsten Menschen der Erde gehören, musste ich ihren Redeschwall zu Abis CProminenz und deren künstlerischen Schaffen über mich ergehen lassen. Aber sie raubte mir schon meine Energie, und ging mir nach einiger Zeit gehörig „auf den Sack“ um mich mal salopp auszudrücken. Dann kam mir eine absurde aber im Nachhinein wirkungsvolle Idee. Peter, der mich an dem Tag schon in einer anderen Situation geärgert hatte, war das Opfer meiner Eingebung, und ich schob ihm die redegewaltige Dame zu. Zuvor hatte ich sie aufgeklärt, Peter sei ZachiNoy, der dicke tollpatschige Johnny aus der anrüchigen Blödel Komödie der 80-ziger Jahre „Eis am Stiel“. Dann gab ich der Dame noch zu verstehen, dass er das aber nicht zugibt und inkognito bleiben will. Ich sagte ihr noch: Egal was er sagt, er ist es wirklich. Peter war ja schließlich nicht eingewiesen. Peter ging in seiner Rolle völlig auf. Sie ist auf ihn reingefallen, wie ein Teenager der einen Star anhimmelt, war völlig fasziniert und fast erstarrt vor Ehrfurcht. Sie bekam ihr Foto mit ihm. Hier in Waldis vermeintlichem VIP-Bereich konnte sie endlich mal wieder an der High Society teilnehmen. Sie hatteja schon mit vielen Promis Fotos gemacht und einige Leute umarmt, die nicht rechtzeitig ausweichen konnte, hatte ich den Eindruck. Peter und ich haben die Situation danach auch nicht aufgeklärt. So verließ sie glücklich und zufrieden meinen Antikshop, und wir hatten unseren Spaß und doch noch einen schönen Tag.


Bes nächste Mond – Euer Waldi



Autor: Peter Meurer