Ein Statement moderner Eifeler Kunst

Vernissage in der Galerie am Pi in Weißenseifen

Hersdorf/Region. Einmal jährlich findet von Mitte Juli bis Mitte August ein Symposium in der fast verwunschen anmutenden Künstlersiedlung Weißenseifen, in Hersdorf, in der Nähe von Prüm statt. Es ist eine Kunstveranstaltung für Bildner, Berufskünstler und Laien. Im kreativ anregenden Gelände des verstorbenen Künstlers Albrecht Klauer-Simonis mit zahlreichen Sandfiguren, kann in Stein, Ton, Holz, Papier und anderen Materialien gearbeitet werden. Zahlreiche Kunstwerke können hier besichtigt werden.

Am 10. September lud die Galeristin, Dozentin und Leiterin des Kulturwerkes, Christiane Hamann, zu einer ganz besonderen Vernissage in die Galerie am Pi in Weißenseifen ein. "Trans Pi Osition(en)" heißt die Ausstellung mit drei unterschiedlichen Künstlerinnen und Künstler. Bei aller Verschiedenheit verbindet sie, dass sie Darstellungen von Menschen und Landschaften zusammenbringen.

Den Ausstellungstitel "Trans Pi Osition(en)"  erklärte Christiane Hamann ihrer Begrüßungsrede wie folgt: „Trans - steht hier sowohl für Veränderung und Grenzüberschreitungen als auch für mögliche Überhöhungen ins Unpolarisierte, Ungegenderte d.h. sowohl zwischen den Geschlechtern als auch zwischen Sichtbarem und Empfundenem und damit für schwer darzustellenden Kategorien der bildenden Kunst. Postionen bzw. Positionierungen ergeben sich dabei sowohl zwischen den Medien: der Grafik, der Malerei, der Fotografie."

Dabei fängt Iris Hilgers mit ihren Aufnahmen vielfach das eher Unsichtbare verlassener Orte ein, sogenannte lost places, und gibt den Bildern in ihren oft fast düsteren Ateliertönen (wie aus der Zeit Rembrandts) einen geheimnisvollen und vielversprechenden Lichtbild-Charakter. Ihre Modelle nehmen dazu oft Posen des körperlichen Befindens ein, der sich den ausgewählten Plätzen an-zu-vertrauen scheint. Ihr Faible für das schwer durchdringliche Lichtspiel verlassener Orte früherer Industrien ihrer Heimat-Region machen einmal mehr auf 


Transformationen und -Positionen aufmerksam, die unser Leben im Zeitraffer prägt und prägte. Iris Hilgers nutzt mit ihrer außergewöhnlichen Kunst, die düstere Ästhetik der vergessenen Orte mit menschlichen Formen zu kombinieren, was zu faszinierenden und provokanten Fotografien führt. Jedes Bild erzählt eine Geschichte von Vergänglichkeit, Schönheit und menschlicher Verbindung mit einem tiefen Verständnis von Licht und Schatten. Man erkennt gleich auf dem ersten Blick ihre künstlerische Verbundenheit zu ihrem Model Sascha Schöpf, ein vielseitiges Talent mit starkem Ausdruck und stilsicheren Posen.


Ulrike Kübler zeichnet mit Tusche und Aquarellfarben, wobei die Blau-, Schwarz- und Grautöne überwiegen. Köpfe, Körperdetails und deren Positionierung im Raum, vor Bildflächen oder in explodierenden Aurafeldern. Sie drücken starke Stimmungen aus. Teils gibt sie den Bildern eine nachdenkliche Tiefe bzw. hält übersprudelnde Lebendigkeit in fordernden Rot- oder Gelbtönen eher zurück. Auch Grün als die sogenannte Farbe der Hoffnung changiert eher ins Türkis und entlässt den Betrachter ins Blaue. Das künstlerische Talent wurde Ulrike Kübler, 

Tochter des berühmten Künstlers Walter Zimmer aus Prüm, bekannt für seine Grafiken, Schnitzereien und Skulpturen, mit in die Wiege gelegt. Sie ist Autodidakt, ihre Arbeiten bewegen sich zwischen grafischer Darstellung und Verfremdung. Mit jedem neuen Werk entsteht während des Schaffungsprozesses ihre eigene Geschichte, sei es offen oder metaphorisch. Sie liebt die dunkleren Farben, die für sie im Gegensatz zur Interpretation keine negative Stimmung beschreiben, sie sind für sie hell und klar, warm und weich.

Walter Lunzver- und entpackt jedoch das volle Leben der Natur in all ihrer/seiner Farbintensität zwischen Frühling und Morgenrot, zwischen Abstraktion und in die Expressivität des gespritzten Farbauftrages. Seine Position liegt dabei zwischen dem grafischen genauen Erfassen von nächtlich, winterlichen Landschaften und dem sprühenden Überzug mit goldenen oder farbigen Verschleierungen der dargestellten Landschaft. 

Er befreit sich von der Gegenständlichkeit in der Expressivität der Farbe und schafft dadurch ganz eigenständige Landschaftsbilder seiner Heimat um Kalterherberg in der nördlichen Eifel.Malstifte gab es in der Jugend von Walter Lunz immer und inspiriert durch seinen Onkel, dem bekannten Venn-Maler Josef Thoma, kam Walter Lunz zur Malerei. Mit hunderten seiner später folgenden Werke wurde er zum bekannten Venn-Maler, weit über die Grenzen der Eifel hinaus.Seit einigen Jahren experimentiert Lunz mit der Entstehung seiner Bilder und 


entwickelt so seine abstrakte Malerei „Modern Art“. Er lässt Farbe auf die Leinwand fließen, arbeitet mit Spachteln und Abzieher, tröpfelt mit Pipetten Farbe auf die entstehenden Bilder und beobachtet wie diese miteinander harmonieren. Dieser Prozess lässt das Bild vor seinen Augen entstehen. Somit ist jedes Bild ein Unikat in sich.


Den musikalischen Teil der Vernissage gestalteten die Musiker JojoJoisten (Gesang) und Cosimo Erario (Gitarre). Ein jeder der beiden Vollprofis brillierte im Duett mit einer großartigen Songauswahl, mit der unter die Haut gehenden Stimmgewaltigkeit des Sängers und der Virtuosität des Gitarristen. „Wir danken für die freundliche Unterstützung der Dr. Hanns-Simon-Stiftung, Bitburg, der Stiftung van Meeteren, Essen, und der Kulturstiftung der Kreissparkasse Bitburg-Prüm, dem Kulturwerk in Weißenseifen, sowie den Initiatoren von „Eifelgefühl“, Horst und BarabaraHültenschmidt, die es mit ihrem Netzwerk von Eifeler Künstlern einmal mehr geschafft haben, unterschiedliche und fremde Kunstschaffende zusammen zu bringen und für ein gemeinsames Projekt zu gewinnen“, freute sich Christiane Hamann.

Text und Fotos: (bvl)