Automobile Träume - Platz ist in der kleinsten Hütte

Rudi Pütz im Oldtimer-Camper-Gespann

Kall-Sistig. Ein tolles 3er Gespann. Drei? Da ist natürlich zuerst der Besitzer Rudi Pütz, Sistiger Urgestein aus dem „Trenge- Clan“. Von klein an verbindet den heute 72-jährigen Rentner und ehemaligen Landmaschinenmechaniker die Leidenschaft zu alten Traktoren. Sein Markenzeichen: In seiner Freizeit trägt Rudi immer seinen Cowboyhut. Soweit in kurzen Worten seine „technischen“ Daten. 

Unterwegs ist das Gespann Rudi mit einem Trekker der Marke Güldner aus dem Jahre 1958. Die technischen Daten: Typ ALD 10, 2-Zylinder, 17 PS, 5–Gang. Die Zugmaschine mit Überschlagschutzvorrichtung ist mit seinen 64 Jahren noch bestens in Schwung. Das war nicht immer so. „Ich erinnere mich noch heute wie der Ackerschlepper ins Dorf kam. Damals war ich neun Jahre alt. Ein Verwandter hatte ihn gekauft. Einer der ersten Traktoren im Ort. Damals wie heute ein Blickfang“, erläutert Rudi der „Schleppervagabund. „Seit 1994 habe ich ihn in meinem Besitz.

Unter erheblichem Zeitaufwand nahm ich eine umfangreiche Runderneuerung vor, und erlangte danach wieder die TÜV- Abnahme. Natürlich bekam der Traktor auch einen neuen Anstrich. So konnte er auch die Originalfarbe „Güldner grün“ beschaffen, und den Traktor damit lackieren“, erinnert er sich.

Die Stunden die Rudi mit der Restaurierung verbrachte hat er nicht gezählt. Die Kosten auch nicht. “Heute ist er wieder wie neu. Sein Motor schlägt gleichmäßig mit einem satten Tuckern. Ein Klang der einfach fasziniert“, schwärmt er. Zum Oldtimer-Gespann hat er einen knuffigen Eriba Puck, Baujahr 1963, am Agrarhaken. Der stand verwaist und ungeschützt in einem Garten in der näheren Umgebung, und war bis unters Dach vollgeprüllt mit Utensilien. Alle Schlüssel waren noch vorhanden, aber leider keine Papiere.Die konnte er aber mit Mühe und etlichen Laufwegen erlangen.

Vor sechs Jahren hat er ihn übernommen, restauriert, und auf seinem Namen beim Straßenverkehrsamt zugelassen. Der leichte Reiseanhänger mit 2,95 Meter Aufbaulänge und 1,60 Meter Aufbaubreite galt damals als Spitzenerzeugnis für anspruchsvolle Camper. Er hat einen Hublüfter mit vier verschließbaren Öffnungen mit einer Stehhöhe von 1,85 Meter in diesem Bereich. Die Sitzecke ist für sechs Personen ausgelegt, und über den aushängbaren Klapptisch kann er zu zwei Betten oder einer Gesamtliegefläche von 1,80 Metern x 1,52 Metern aufgebaut werden. 

Zum einfacheren Bettenumbau hat Rudi sich eine Eigenkonstruktion mit Rundhölzern erdacht. Theke, Spülbecken, Kleiderschrank und Dachstaukasten gehören zum weiteren Inventar.Der Puck hat zwei feste Seitenfenster, ein Bugfenster über der Küche, und ein ausstellbares Heckfenster. 

Rudi ist überwiegend mit dem Gespann zu Traktoren- und Oldtimertreffen unterwegs. Mit zum Teil „halsbrecherischer“ Geschwindigkeit, manchmal über 20 km/h, einem Maskottchen und einem Blümchen tuckert er zu diesen Events. Seine Touren gehen in der Regel in mehreren Etappen in der Region NRW, der Eifel und bis in die Benelux-Länder.

Das Gespann -alleine oder in der Kolonne- ist immer ein Hingucker und gibt ein tolles Bild ab. „Das Faszinierende an solchen Ausfahrten ist, dass wir Traktorfreunde vom Land und der Natur viel mehr sehen, weil wir ja langsam reisen. Wir fahren vorwiegend auf Seitenstraßen und zwangsläufig durch viele Ortschaften. In den Dörfern ist die Freude immer groß, wenn man uns sieht“, beschreibt Rudi die Besonderheit der Kolonnenfahrten. „Ein besonderes Erlebnis hatte ich mit Kollegen bei einer solchen Fahrt in Holland. Hinter einem LKW, der uns etwas die Sicht nahm,sind wir unglücklicherweise auf eine Europastraße aufgefahren. Fast 15 Kilometer. Keine Polizei, keine Kontrolle. Hätte teuer werden können“, erinnert sich Rudi heute an die durchaus prekäre Situation.

Seine weiteste Fahrt war 2017 nach Bentheim- 300 Kilometer. Einschließlich des Traktor-Events ist man dann schon mal 12-14 Tage unterwegs. Nordhorn in der Grafschaft Wesel und Kradenbach bei Daun sind bekannte Treffen an denen er mehrfach teilgenommen hat. Zuletzt ist er im August 2022 anlässlich des Museumsfests „Zeitblende 1972“ im Freilichtmuseum Kommern als Aussteller und Zeitzeuge mit seinem Gespann vorgefahren, und ebenfalls im August zum Traktortreffen in Ripsdorf.

Autor und Fotos: Peter Meurer