Enorme künstlerische Vielfalt

Ausstellungseröffnung „CARTE BLANCHE IX“ im Zinkhütter Hof in Stolberg

Stolberg/Region. Am Sonntag, 18. Februar, zog es viele Kunstinteressierte nach Stolberg in das Museum Zinkhütter Hof, um die Ausstellungseröffnung „CARTE BLANCHE IX“ mitzuerleben. Schon zum neunten Mal stellte der auf der Burg Monschau geborene Kurator Karl von Monschau diese Art der Gruppenausstellung zusammen. Zehn Künstler aus dem Eifeler Raum hatte Karl von Monschau dieses Mal dazu ausgesucht. Bei dem Carte-Blanche-Prinzip der „Freien Karte“ handelt es sich darum, dass jeder dieser ausgewählten Künstler einen weiteren Künstler aus seinem Umfeld zu dieser Gemeinschaftsausstellung einladen kann. Das ist natürlich jedes Mal eine Überraschung, weitet aber das Spektrum der künstlerischen Vielfältigkeit enorm aus. So stellten in dieser Ausstellung dieses Mal 20 Künstler aus der Eifel Region aus.

Die Arbeiten der Kunstschaffenden befassten sich mit Malerei, Fotografie, Papier-Skulpturen, Metall-Skulpturen, Plastiken, Zeichnungen, Collagen, Objekten aus Stoff, Druckgrafik, Aquarellen, Siebdrucktechnik und Holzschnitttechniken.

Zur Ausstellungseröffnung hatten sich neben den 20 Künstlern viele an der Kunst Interessierte eingefunden. Der Museumsleiter des Museums Zinkhütter Hof, Sebastian Wenzler, begrüßte die Künstler und Gäste. Er freute sich, dass die neunte Ausstellung dieser Art in „seinem“ Museum stattfindet und dankte dafür auch dem Kurator Karl von Monschau. In seiner über 25-jährigen Tätigkeit als Museumsleiter und Veranstalter mehrerer Gruppenausstellungen habe er festgestellt, dass diese Art von Ausstellung, im Vergleich zu Einzelausstellungen, für die Künstler interessant sei, denn da gäbe es so etwas wie einen Schneeballeffekt in der Mund-zu-Mund Propaganda. Das würde dann schließlich viele Leute zu den Ausstellungen bringen.

Der Kurator Karl von Monschau im Gespräch mit der Künstlerin Katrin Salentin

Der renommierte Kunsthistoriker Dr. Dirk Tölke stellt die einzelnen Künstlerinnen und Künstler vor.

Unter den Gästen befanden sich auch die Bürgermeisterin Hilde Scheidt aus Aachen und die ehemalige Bürgermeisterin von Monschau Margarete Ritter, die beide mit Applaus begrüßt wurden.

Museumsleiter Sebastian Wenzler übergab dann das Wort an den renommierten Kunsthistoriker Dr. Dirk Tölke. Dieser gab eine generelle Einführung in die Ausstellung und stellte die einzelnen Künstler und deren Arbeiten vor. Es handele sich um Künstler, die in der Eifel geboren wurden, in der Eifel gelebt haben oder noch leben, einfach Künstler, die mit dem Eifelgefühl zu tun haben oder hatten. Da die Eifel ja eine ländliche Gegend ist, ohne Großstätte, hätten die Künstler natürlich eine andere Sehweise als Künstler, die ausschließlich in Städten leben. Das kann man auch dadurch feststellen, dass viele Arbeiten einen Bezug zur Natur haben. Manche der Kunstwerke seien aus verschiedenen Techniken zusammengesetzt, die eine gewisse Erfahrung voraussetzten. Dabei sind Arbeiten mit Farbwucht, aber auch mit träumerischer Atmosphäre. Viele der Arbeiten hätten auch eine poetische Wirkung.

Da erkennt man z.B. in den Arbeiten von Lydia Weber Blumen, Wiesen und Gewässer, die sich in Aquarellen überlagern, nicht in fotorealistischer Wiedergabe, sondern in künstlerischer Umsetzung.

Eine Papierarbeit von Anita Brendgens aus Papierfragmenten zusammengesetzt, lässt mit etwas Phantasie ein Motorrad erkennen. Ein Bezug auf die „Heimsuchung“ der Eifel durch Motorräder an Wochenenden.

Bei dem Künstler Klaus Dauven, entstehen die Bilder nicht durch Aufmalen, sondern durch das Wegnehmen von Dreckschichten. Er ist als Ausnahmekünstler international bekannt mit seinen Graffiti-Arbeiten auf Mauern und Talsperren in Korea, Japan, Südfrankreich, Luxemburg und natürlich in der Eifel.

Mit der Geometrie und der Weiterentwicklung grafischer Formen beschäftigte sich Karl von Monschau. Entgegen der klassischen Moderne jedoch quietschbunter in den Farbkonzepten.

Die Arbeiten von Sabine Jacobs aus Drahtgebilden, die dann mit Papier ummantelt und farbig gefasst werden, erinnern an den Ursprung der Region und sehen die Eifel als ehemaliges warmes Flachmeer.

Der Bezug zur Medienwelt ist bei Katrin Salentins Arbeiten sehr stark zu erkennen. Auf Werbepostern, die in alle Haushalte kommen, wird einem ein Idealkörper vorgespielt. An den Werbebildern wird so lange herumgebastelt, bis alles einem Idealbild entspricht. Dies karikiert Katrin Salentin auf gewisse Weise, indem sie kollagenhaft diese Dinge so verfremdet, dass es eher schauderhaft wird. Dabei entstehen ganz eigene alienhafte Wesen, die frei im Raum schweben.

„Generell“, sagt Dr. Tölke, „gibt es nicht die Kunst. Es handelt sich um poetische Stimmungen, die Individuen erarbeiten. Es gibt Künstlerinnen und Künstler – Kunstwerke, die dazu definiert werden – Werke, die einer Anschauung dienen, einer Visualisierung von Phänomenen, mit denen man sich auseinandersetzt. Das Betrachten der Kunstwerke ist nicht etwas, was man so leicht konsumieren kann. Es kann durchaus etwas anstrengen“.

Die Ausstellung ist noch bis zum 7. April 2024 im Museum Zinkhütter Hof in Stolberg, Cockerillstr. 90 zu sehen.


Text u. Fotos: (kk)