Die Welt durch Reduzierung verstehen lernen

Hubert Heinrich - ein Künstler der begeistert

Herzogenrath/Region. Der Aachener Künstler Hubert Heinrich lud zu einer Kunstausstellung ins Kunsthaus Europe-Bahnhof Herzogenrath, um den zahlreichen Gästen einen Einblick in sein vielfältiges Schaffen der letzten 20 Jahre zu ermöglichen. Ob groß-, mittel- und kleinformatige Gemälde in Acryl oder hunderte Ausdrucke vieler Ideen von nicht immer schon realisierter Kunst – immer zog sich seine Sicht der Dinge und der Welt, wie auch seine künstlerischen Ausdrucksformen, sein Stil, wie ein roter Faden durch die Ausstellung. Ein echter, typischer Heinrich, ist spätestens nach dem Besuch seiner Werkschau, die von Mitte Januar bis Mitte Februar zu sehen war, für jeden leicht erkennbar.

„Reduzierung heißt das Thema dieser Ausstellung, das doppeldeutig ist“, erklärte Dr. Dirk Tölke, Kunsthistoriker aus Aachen, in seiner Laudatio, die direkt nach den Begrüßungsworten von Prof. Dr. Fritz G. Rohde, Forum für Kunst und Kultur Herzogenrath, und dem Künstler selbst die Gäste in seinen Bann zog. „Doppeldeutig, einmal in Bezug auf die Kunst selber: die Reduzierung der Gegenstands- und Objektwelt um einen herum, die Hubert Heinrich erfasst und dann in einer bestimmten Weise umsetzt, die vielleicht im ersten Moment fotorealistisch wirkt. Aber das ist es gar nicht. 

Seine Vorgehensweise ist seit den 2000er Jahren die  Bearbeitung mittels Computer-Bearbeitungsprogrammen, die ja ähnlich wie die Fotografie in der Kunstszene lange nicht richtig ernst genommen wurden. Seine Motive an sich entstehen durch die Fotografie, die er durch sein Studium des Objektdesigns bestens kennengelernt hat. Durch die Möglichkeiten der Computer und der neuen Medien kamen noch weitere, bereichernde Bildwelten dazu. Während eines Romaufenthaltes konnte er sich ausführlich mit Architektur auseinandersetzen. All das führte ihn letztlich dorthin, wo er sich nun künstlerisch befindet und mit seinen Arbeiten auf sich aufmerksam machte.“

Alles wird optisch gesehen irgendwann zum Punkt

 Heinrichs Kunst definiert sich nicht mehr über das rein physikalische Objekt und eine emotional-intuitive Wahl der Wiedergabe, sondern über Ideen und mentale Konzepte, deren Inszenierungen zu physikalischen Objekten und somit zu Kunstwerken führen können, aber nicht zwangsläufig müssen. „Ich möchte dabei gradlinig sein. Alles Prätentiöse liegt mir fern. Meine Kunst soll das nicht nur widerspiegeln, sie erhebt es zum Prinzip. 

Dabei versuche ich, meine Arbeiten zu einer expliziten Sichtweise auf die Dinge und die Welt zu machen: klar, deutlich und wahrhaftig. Dem kann man folgen oder seine eigene Sichtweise entwickeln. Als Quelle möchte ich eindeutig sein, eine Sichtweise aber nicht vorgeben“, berichtete der Künstler über sich selbst.

Begonnen hat seine künstlerische Auseinandersetzung mit dem Konstruktivismus, Anfang der 90er Jahre, als er an der FH-Aachen Objekt-Design studierte. Losgelöst von festgefahrenen Wahrnehmungsmustern, begab er sich auf die Spuren von Bauhaus, Kandinsky, Malewitsch und der italienischen Designergruppe Memphis. Erste Schritte waren die Reduktion auf das Quadrat und die Grundfarben Blau, Rot, Gelb, Schwarz und Weiß. In weiteren nächsten Schritten wurden weitere geometrische Formen mit einbezogen.

„Ich verstehe meine Kunst nicht als Nachahmung des Konstruktivismus, sondern als Vertiefung. Meine Intention war und ist die Fortführung und Erforschung, die dieser bietet. Über Jahrzehnte habe ich meine Art zu malen perfektioniert.“ Der Konstruktivismus ist nicht nur auf seine absolute Abstraktion beschränkt, sondern bietet auch viele neue Ansätze und Wege in der Gegenständlichkeit und darüber hinaus.„Meine Kunst mutet digital an, ist aber zutiefst analog. In ihrer Machart, als auch in ihrem Wesen: Mit Pinsel und Farbe. Oft steht der Mensch im Mittelpunkt, oft in profanen Lebenssituationen, in Momentaufnahmen voller Dynamik, unterwegs und auf der Suche, auf der Suche nach dem verloren gegangenen Teil, was menschlich ist und sein sollte. 

Gerade jetzt, an dieser allgegenwärtig spürbaren Schwelle der Transformation in eine digitalisierte Zukunft, finde ich das wichtig, in einer Zeit, in der das irrwitzige Tempo die Details verwischt und nur Schemen hinterlässt, wo früher Individuen waren.“ Vom System reduziert auf Massen streben Heinrichs Leinwandakteure nach Identifikation und Individualität. 

Weitere Informationen unter: www.hubertheinrich.de