Hochgradig provokativ

Fotoausstellung von Oliver Hessler in Nideggen

Nideggen/Region. Mit Oliver Hessler hat die Vorsitzende des Kunst- und Museumsvereins der Stadt Nideggen e.V., Muna Götze, für die kommende  Ausstellung einen Fotografen gefunden, der mit seinen Arbeiten nicht einfach nur gefallen will, sondern der die Betrachter kompromisslos mit seiner Kunst konfrontieren möchte. Seine Arbeiten sind hochgradig provokativ. Oliver Hessler ist Künstler, Ästhet, Gesellschaftskritiker und Philosoph und die Arbeiten der Ausstellung zeigen seine Vielschichtigkeit. „Ich wollte etwas anderes darstellen, als ich es bislang bei anderen Portraits beobachten konnte.“ Dies scheint ihm auch durchaus gelungen zu sein. Der in Nideggen-Schmidt lebende Fotokünstler ist mit seinen Arbeiten andere Wege gegangen als andere Fotografen. In Intention, Herangehensweise, Technik und Aussage.

„Crossroad“

In seiner Serie "Crossroad" präsentiert er Portraits von Menschen, die sich an einem Punkt in ihrem Leben für eine Richtung haben entscheiden müssen, die sie jedoch nachher so verändert haben, dass sie sich selbst nicht mehr wiedererkannt haben. Was sich durch alle Portraits dieser Serie wie in roter Faden zieht, sind eingearbeitete farbige Kreuze, die die Wegkreuze der Abgelichteten symbolisiert.

„Wenn diese Menschen sich selber meine Portraits anschauen, erkennen sie sich tatsächlich oft nicht wieder. Das liegt daran, dass ich dafür nur eine Hälfte ihres Gesichts nutze. Die andere Hälfte des Gesichts ist eine Spiegelung der anderen. Dadurch verändern sich natürlich Kopfform, Gesicht und Ausdruck. Die Auswahl der Menschen die ich so portraitiere, traf ich nach mehreren intensiven Kontakten im Rahmen anderer Fotoprojekte.“

"Erasmus Narziss"

Eine weitere Serie seiner Ausstellung nennt Oliver Hessler "Erasmus Narziss" - eine Wortschöpfung aus der historischen Figur Erasmus von Rotterdam (und den Dingen für die sie steht) und Narziss (ein schöner Jüngling aus der griechischen Mythologie, der die Liebe anderer zurückwies und sich in sein eigenes Spiegelbild verliebte). Diese Arbeiten wollen als eine Mischung aus Selbstbestimmung einerseits und Eigenliebe anderseits eine Möglichkeit zur Überprüfung sein. „Diese Portraits sind grundsätzlich dunkel gehalten.
Sie sind entweder in Schwarz-weiß oder in Grautönen gehalten. Die Person die zu sehen ist, steht immer für den Part des Erasmus von Rotterdam, also für die Selbstbestimmung der Menschen - die Gesichter allerdings sind entweder unkenntlich gemacht, anonymisiert, mit jeweils integrierter Symbolik, Gestik - oder mit der Einarbeitung eines bekannten Gesichtes, wie beispielsweise Dark Vader, einer fiktiven Figur aus dem Star Wars-Franchise.

Stets geht es Oliver Hessler um die Möglichkeit, sich bewusst zu entscheiden, welche Art von Mensch man im Leben sein möchte. Das kann auch bedeuten, dass, obwohl sich jemand für die "Seite des Lichts" entschieden hat, irgendwann auf der "Seite der Dunkelheit" wach wird.

„Technik ist mir bei meinen Fotoarbeiten aber gar nicht so wichtig" verrät der Fotograf. "Ich habe zum Beispiel Fotografie nie wirklich beruflich erlernt und keine Fotokurse besucht. Wenn man wie ich, eigene Sichtweisen zeigen möchte, dann bedeutet das auch große Experimentierfreudigkeit und viel Arbeit."

Neben seinen Arbeiten aus den Serien "Crossroad" und "Erasmuss Narziss" zeigt Oliver Hessler einige weitere Bilder, wie beispielsweise eines aus seiner neuen Reihe "Kirche - Sexualität - Reichtum".

Die Ausstellung, die durch den Nideggener Kunst- Museumsverein ermöglicht wird, findet in Nideggens Dürener Tor statt und beginnt mit einer Vernissage am Freitag, 28. April 2022 um 19 Uhr.

 Die Ausstellung ist bis zum 22. Mai 2022 zu sehen.


Text und Foto: (bvl)Fotos: Oliver Hessler