Simonskall–perle-der-eifel

Simonskall. Wenn der Herbst in der wunderschönen Einzug hält, dann machen sich naturbegeisterte Menschen einmal mehr auf den Weg in die Eifel. Idyllisch im Kalltal am Rande des Monschauer Landes und des Kreises Düren gelegen, erwartet der 50-Seelenort Simonskall seine Gäste mit einem unglaublich erlebenswerten Querschnitt von allem, wofür die Eifel steht. Herrlichste Natur und unbegrenzte Möglichkeiten zum aktiven Naturerleben, eine ganz besonders interessante Historie, einen herausragenden, kleinen Kulturbetrieb, der weit über die Grenzen des kleinen Ortes hinaus Aufmerksamkeit erfährt, freundliche und aufgeschlossene Menschen – und natürlich -  eine kundenfreundliche Hotellerie und Gastronomie.

Vor allem aber überzeugt Simonskall mit seiner herrlichen, beinnahe unberührten Natur. Wo die Kall in Millionen von Jahren das Gestein des Rheinischen Schiefergebirges abgetragen hat, ist ein Tal entstanden, das sehr unterschiedliche Gesichter hat. Mal fließt die Kall in einer lieblichen Landschaft aus Feldern und Wiesen dahin, dann wieder verengt sich das Tal zur Schlucht, deren Hänge schroffe Felsformationen zeigen, die die Spuren der in Äonen von Jahren stattgefundenen Erosion aufweisen. Die Wälder - Buchen, Eichen und Fichten - sind weitgehend 

unberührt, abgestorbene oder umgestürzte Bäume bleiben da, wo sie gefallen sind und bieten Flora und Fauna neue Nahrung zu neuem Wachstum. Hochwild, Schwarzwild, Mufflon, Wildkatzen und Biber, sie alle sind in diesen Wäldern zu Hause, ebenso wie Feuersalamander, Eidechse, viele Frosch- und Krötenarten, und natürlich Fledermäuse. Das Zwitschern der Singvögel im Frühjahr und Sommer, die Schreie von Bussard und Milan, der elegante Flug des Schwarzreihers, oder auch das aufgeregte Quaken einer Ente, die sich voller Lebensfreude die Kall herunter treiben lässt, all dies begeistert nicht nur Ornithologen. Zahlreiche wunderschöne Wanderwege warten darauf erwandert zu werden. Links zu Kartenmaterialien oder GPS-Wanderungen finden Interessierte im Internet unter: www.vossenack.nrw / Simonskall. Ein neuer Bikepark bietet bestes Terrain und ideale Bedingungen, um das Kalltal mit dem Mountainbike zu erkunden. 

Geschichte des Junkerhauses

Berühmtestes Aushängeschild Simonskalls ist das Junkerhaus. Seine Geschichte ist eng verbunden mit der Geschichte des Ortes, dessen Gründung – wie urkundlich belegt – auf das Jahr 1608 zurückgeht. Angelockt von den großen Holzvorräten und Quarzitvorkommen sowie der Wasserkraft des Kallbachs, errichtete der Schweizer Kaufmann Bartholomäus Schobinger aus St. Gallen hier im Gebiet „op der Callen“ eine Glashütte und eine Seifensiederei. In unmittelbarer Nähe baute er ein massives Wohnhaus mit Wehrturm, den er vorsorglich mit Schissschachten ausstattete um sich und seine große Familie mit Ehefrau, 13 Kindern und Gesinde vor den Unwägbarkeiten des heraufziehenden 30-jährigen Krieges zu schützen.

Die von Simon Kremer im Jahre 1651 hinzugefügte linke Gebäudehälfte wird heute als „Junkerhaus“ bezeichnet.

Bereits im Jahre 1612 wurden Glashütte und Seifensiederei wegen Unrentabilität in eine Eisenhütte umgewandelt. Deren neuer Besitzer war der bereits erwähnte Simon Kremer, ein aus Zweifall zugewanderter Hüttenmeister, „Simon op der Callen“ genannt, wovon der Ortsname „Simonskall“ abgeleitet ist.

In der Folgezeit diente das Junkerhaus über zweieinhalb Jahrhunderte vielen Generationen als Wohnstatt und überstand so manchen Sturm der Zeit bis im Jahre 1919 der Kunsthistoriker und Publizist Carl Oskar Jatho und seine Frau, die Schriftstellerin Käthe Jatho-Zimmermann, das Haus von den damaligen Besitzern Scholl anmietete, um hier zusammen mit einer Gruppe junger avantgardistischer Künstler aus der Kölner Szene eine Art Landkommune zu errichten, die sich Kalltalgemeinschaft nannte. Das Junkerhaus wurde nun zu einem wichtigen Begegnungs-  


und Zufluchtsort für Künstler und Intellektuelle bis sich im Herbst 1921 die Kalltalgemeinschaft aus wirtschaftlichen Gründen wieder auflöste. Der 2. Weltkrieg und die erbitterten Kampfhandlungen der so genannten „Schlacht im Hürtgenwald“ hinterließen auch in Simonskall deutliche Spuren der Verwüstung durch Bomben- und Granateinschläge. Davon betroffen war auch das Junkerhaus, das teilweise zerstört wurde und ausbrannte. Spätestens hierbei dürften wohl auch die Bilder zu Szenen des Gilgamesch-Epos zerstört worden sein, die Franz Wilhelm Seiwert, Mitglied der Kalltalgemeinschaft, an die Wände des Junkerhauses gemalt hatte.

Sein heutiges Äußeres mit dem prachtvollen Fachwerkgiebel und den zierlichen Sprossenfenstern, wie aber auch das stilvolle Innere, mit gediegener Blausteintreppe und eichenen Wandvertäfelungen, verdankt es dem Lammersdorfer Industriellen Otto Junker, der das stark beschädigte Gebäude 1958 erwarb, aufwendig renovierte und als Werksmuseum einrichtete. Nach ihm wurde es im Volksmund „Junkerhaus“ genannt, so lautet auch sein offizieller Name. Heute befindet sich das denkmalgeschütze Gebäude im Besitz der Gemeinde Hürtgenwald und dient als Museum sowie als bedeutender Erinnerungsort der Moderne im Rheinland.

Weitere Informationen unter: www.junkerhaus-simonskall.de

Die Burg Simonskall

In der an Burgen durchaus nicht armen Nordeifel nimmt die Burg Simonskall eine Sonderstellung ein. Neben Nideggen, Heimbach, Satzvey oder gar der „Ordensburg Vogelsang“ wirkt der Simonskaller Bau doch recht bescheiden. Dennoch erfüllt er die Kriterien eines solchen Bauwerks, ist eine wehrhafte und verteidigungsfähige Wohn- und Wirtschaftsanlage, die ihren Bewohnern Schutz vor Angriffen von außen bietet. Ob diese Schutzfunktion jemals gefordert war, ist aber nicht bekannt.


Was die Burg von Simonskall vor allem von anderen Burgen unterscheidet ist die Tatsache, dass sie nicht etwa von mächtigen Adelsgeschlechtern, sondern von einem Handwerksmeister – dem schon erwähnten Reidmeister (=Hüttenmeister) Simon Kremer aufgeführt wurde, sozusagen eine „bürgerliche Burg“. Der Herzog von Jülich, dem das gesamte Land gehörte, dürfte sich auch weniger für die Sicherheit seiner Pächter, als für die beiden Goldtaler interessiert haben, die ihm die Wasserrechte an der Kall Jahr für Jahr einbrachten. Schon die Gründung von 

Simonskall war anders: In einer durch und durch katholischen Gegend kamen zwei protestantische Schweizer ins Kalltal, um hier ihr Glück noch einmal zu versuchen, die (Halb-) Brüder Schobinger, immerhin schon 60 und 69 Jahre alt!

Die Marienkapelle

Ausgerechnet in einer Zeit, in der das christliche Glaubensbekenntnis kaum mehr galt als die Religion der es entstammte, und in welcher die Deutschen auf eine tausendjährige, glorreiche Zukunft eingestimmt wurden, ausgerechnet in diese Zeit beschlossen die Simonskaller, ein eigenes Gotteshaus zu errichten.

Ein Einwohner stiftete das Grundstück am Hang, und mit Mitteln, die zum Teil aus der Gemeinde und zum anderen Teil von der Kirche aufgebracht wurden, entstand 1935 die Marienkapelle Simonskall. Anders als die große Schwester in Vossenack blieb diese kleine Kirche weitgehend von den Kriegseinwirkungen verschont. Dennoch und trotz der soliden Bauweise blieben altersbedingte Verschleißerscheinungen nicht aus. So war es ein großer Segen für die Kapelle, dass sich im Jahre ihres 75-jährigen Bestehens ein Verein gründete, der die Mittel zusammen 

brachte, die zur Renovierung des Daches erforderlich waren. Heute ist die Marienkapelle wieder in einem Zustand, der eine Nutzung nicht allein für kirchlich-rituelle Zwecke, sondern auch zur Setzung kultureller Impulse für die Gemeinde und darüber hinaus erlaubt.