Das Monschauer Land im Mittelalter

Neues Buch des Geschichtsvereins des Monschauer Landes e.V. 

Wie entstanden die Dörfer im Monschauer Land? Warum war der Wald lebenswichtig für die Menschen im Mittelalter? Welche Wege und Straßenverbindungen gab es in der Region vor 600 Jahren?

Auf diese und viele andere Fragen hat die neueste Veröffentlichung von Dr. Elmar Neuß Antworten. Elmar Neuß, lange Zeit Vorsitzender des Geschichtsvereins des Monschauer Landes e.V. und heute stellvertretender Vorsitzender, hat sich bereits in mehreren Publikationen intensiv mit der Geschichte des Monschauer Landes vor allem im  Mittelalter beschäftigt. Man denke beispielsweise an sein Buch über die Burg Monschau, seine Bearbeitung der Mappe „Monschau“ im Rheinischen Städteatlas (Lfg. X, Nr. 56, 1992) und die Herausgabe der Rechtsquellen des Amtes Monschau im ehemaligen Herzogtum Jülich im Rahmen der Weistümer-Serie der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde (Die Weistümer des Amtes Monschau und der Herrschaft Hetzingen, bearb. v. Elmar Neuß, Wien-Köln-Weimar 2019 [= Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde. XVIII, 4. Abt. Bd.2]).

Die jetzt erschienene Veröffentlichung „Das Monschauer Land im Mittelalter“ enthält eine grundlegende Neubearbeitung der mittelalterlichen Geschichte des Landes. Sie behandelt in 13 Kapiteln die Geschichte des Landes von den Anfängen als karolingischer Forstbezirk bis zu seiner Eingliederung in das Herzogtum Jülich. Damit füllt sie eine Lücke in der regionalen Forschung und räumt mit vielen Vorstellungen über diese weit zurückliegende Zeit auf.

Der Forst- und Königshof im heutigen Konzen bespielweise unterstand wie andere Königshöfe in der Zeit Karls des Großen dessen Verordnung „Capitulare de villis et curtis imperialibus“. Darin war aufgeführt, was alles angebaut und an Tieren gehalten werden sollte, um den umherziehenden Kaiser mit seinem Gefolge zumindest tage- bzw. wochenweise zu versorgen. 


Da Karl der Große in den Eifelwäldern und dem Hohen Venn zu jagen pflegte, muss er sich immer wieder dort aufgehalten haben. Allerdings wird es in Konzen aufgrund der klimatischen Verhältnisse sicher keinen Weinanbau sowie den Anbau mediterraner Kräuter und Gemüse gegeben haben, wie sie in der Verordnung aufgeführt sind. Daneben legte der Kaiser Wert auf Sauberkeit, denn während seines Aufenthalts mussten größere Mengen an Seife und auch an Wachs und Fett für die Beleuchtung vorhanden sein. Außerdem war es Pflicht, ständig ein Herdfeuer zu unterhalten sowie Bettzeug, Flachs, Wolle und Färbemittel auf Vorrat zu haben. Auch mussten auf solchen Königshöfen eine Vielzahl von Werkstätten bzw. Arbeitsmitteln vorhanden sein, um Schustern, Drechslern, Schmieden und anderen zur Verfügung zu stehen. Man kann auch davon ausgehen, dass im Mittelalter je nach Stand und Stellung in der Gesellschaft vergleichsweise viel Fleisch gegessen wurde. So diente der Eifelwald neben der Holznutzung selbstverständlich auch zur Vieh Mast. In guten Mastjahren, wie sie beispielsweise für 1507 und 1531 belegt sind, wenn also die Eichen und Buchen viele 

Früchte trugen, konnten mehrere tausend Schweine in den Wäldern des Monschauer Landes angetroffen werden, die von Schweinehirten betreut wurden. Allerdings handelte es sich weniger um Tiere der ländlichen Bevölkerung, sondern um Herden reicher Personen, da die Schweine anschließend auf die Märkte der größeren Städte getrieben wurden. Auch für das dreimal im Jahr stattfindende Festmahl des Abtes von Kornelimünster mit den Förstern des Hofes Konzen wurde kräftig aufgetischt. Beim 7-Gänge-Menü reichte man Wild, Fisch, Rind- und Schweinefleisch sowie Geflügel.

Neben den bereits erwähnten Verhältnissen beim Forsthof Konzen berichtet das Buch über die von der Burg Monschau aus agierenden Adelsdynastien und die Siedlungserschließung des Landes durch Waldrodung. Dabei kann aufgezeigt und nachgewiesen werden, dass der bis heute durch einen umgebenden Waldgürtel erkennbare Siedlungskern des Monschauer Landes, das sogenannte „Feldgeleit“ bis zur Mitte des 13. Jahrhundert entstanden ist. Demgegenüber sind Siedlungen im umgebenden „Waldgeleit“ entsprechend später gegründet worden. Zuletzt erfolgte vom 15. Jahrhundert an mit den Anfängen der Eisenverhüttung und -verarbeitung die Erschließung der größeren Täler von Rur, Kall und Vicht. Die Rodung ist erst im 16. Jahrhundert an ein erstes Ende gekommen.   

Daneben gibt es in der Veröffentlichung Informationen über die  Forstverwaltung, das Gerichtswesen, über Dienste und Abgaben samt Mühlenwesen, über die Lage auf den Dörfern, beispielsweise über die Wirtschaftsweise, die Bevölkerungsgröße, Bausituation, Wege- und Straßenverbindungen sowie die kirchlichen Verhältnisse. Gerade für die starke Umbruchzeit der Reformation ist zu bemerken, dass insbesondere der Blick auf die Täuferbewegung zu richten ist und dass gerade sie für das Monschauer Land als die charakteristische Ausprägung von ‚Reformation’ anzusehen ist.

Obwohl gründlich quellenbasiert richtet sich die Darstellung in erster Linie an landesgeschichtlich interessierte Leser, nicht primär an Fachvertreter. Daher ist durchgängig versucht worden, den heutigen Lesern die fremden und fernstehenden Lebensverhältnisse des Mittelalters erklärend verständlich zu machen. Unumgängliche Fachbegriffe sind zusätzlich in einem  Glossar erläutert. Außerdem ist ein Literaturkommentar angefügt für alle, die sich zum Thema vertieft  kundig machen wollen. Die Publikation ist im Buchhandel erhältlich.


Elmar Neuß: Das Monschauer Land im Mittelalter.

Schriftenreihe: Beiträge zur Geschichte des Monschauer Landes. Nr. 22

ISBN 978-3739514222, 440 S., Preis 24,90 €



Gabriele Harzheim



EifelPur

Abbildungen zum Beitrag: Das Monschauer Land im Mittelalter

Abb. 1:  Elmar Neuß beim Vortrag zu seiner neuesten Veröffentlichung im März 2023 (Foto: Bernhard Stein)

Abb. 2: Cover des Buches von Elmar Neuß

Abb. 3: Grabmal des Herzogs Walram III. von Limburg-Monschau (Aus: ZVS-Archiv)

Abb. 4: Silbermünze des Johann von Valkenburg-Monschau für den Markt St. Vith (Abb.: Archiv des Geschichts- und Museumsvereins Zwischen Venn und Schneifel, St. Vith (ZVS-Archiv))

Abb. 5: Lage der Forstreviere im Mittelalter im Waldgeleit des Monschauer Landes (Karte: K.D. Klauser)

Abb. 6: Entwicklung der Grenzen des Monschauer Landes (Karte: K.D. Klauser)