Eifeler Köpfe – Thea Cremer

Heimatliebe ist mehr als nur ein Lippenbekenntnis

Nideggen-Abenden. Auf dem Land ticken die Uhren bekanntlich etwas anders als in einer urbanen Umgebung. Und das ist auch gut so. Dennoch – zu dem Gefühl, mit der Heimat tief verwurzelt zu sein, gehört eben etwas mehr als nur ein Lippenbekenntnis. Zur Heimatliebe, sollte sie auch für die nachwachsenden Generationen noch von Bedeutung sein, gehört auch ein Bekenntnis zu Tradition und Brauchtum. Das setzt natürlich auch ein Wissen über die geschichtlichen Abläufe der Heimat voraus.

Ein wahrer Aktivposten im wunderschönen Abenden in einem Ortsteil von Nideggen ist Thea Cremer. Schon als junge Frau schlug ihr Herz besonders für die örtliche Trachtengruppe. Bis heute wirbelt die Mittsiebzigerin durch den Ort und sorgt für den Fortbestand gewachsener Strukturen, die das Leben im Ort so familiär und besonders machen. Dazu gehört u. a. die Tradition, eine Kindergruppe zu betreuen, die mit zu Alters- und Ehejubiläen geht, um dort im Namen der „Dorfgemeinschaft Abenden“ zu gratulieren. Apropos Dorfgemeinschaft – die hat Thea Cremer natürlich mitbegründet. 

Die „Kümmerin“ vom Dienst: Thea Cremer

Darüber hinaus ist sie Mitglied im Nideggener Kunst- und Museumsverein sowie im Nideggener Geschichtsverein und schreibt regelmäßig die Pfarrbriefe der örtlichen Pfarre St. Martinus. Kurz – sie ist in und um Abenden die Kommunikatorin vom Dienst.

Das neue Sandsteinkreuz im Zentrum von Abenden

Ihr profundes Wissen um die Geschichte Abendens, das 1198 erstmals urkundlich erwähnt wurde, macht sicher auch einen großen Teil ihres Engagements aus, bauliche Zeitzeugen des Ortes bekannter zu machen und zu erhalten. Aufgrund der Vielzahl all ihrer Aktivitäten wollen wir uns auf zwei Sachen konzentrieren, die das Antlitz des romantischen Ortes an der Rur nicht nur für die Bewohner, sondern auch für die vielen Besucher prägt: Die Rettung des historischen Sandkreuzes an der Ecke Abendener Straße/Mühlbachstraße – und die Sandstein Sonnenuhr, die ihm bis im letzten Jahr gegenüberstand.

„An einem Palmsonntag regte Pfarrer Donks an, das alte, sehr in die Jahre gekommene Kreuz gegen ein neues auszutauschen. Es folgten dazu mehrere Kollekten. Leider stellte sich heraus, dass das alte Sandsteinkreuz nicht zu retten war. Es musste also ein Neues her. Das Alte fand seinen neuen Platz in der Pfarrkirche St. Martinus, in der es einen besonderen Platz fand. Genau wie die Sonnenuhr, die ebenfalls in neuer Ausführung heute vor der Kirche einen herausragenden Platz genießt."

Bei der Einweihung der neuen Sonnenuhr

Die Vielflächner-Sonnenuhr in Abenden

Die Vielflächner-Sonnenuhr in Abenden entstand im Jahr 1770 zur Blütezeit der barocken Sonnenuhrkultur in Europa. Sie ist aus dunkelrotem Eifeler Sandstein gefertigt und besteht aus einem Kubus mit abgeschrägten Ecken und einer obenauf gesetzten Kugel. Der Kubus besitzt auf seinen Oberflächen insgesamt 12 Zifferblätter. Die Kugel bildet ein 13. Zifferblatt.

In dieser Bauweise ist die Abendener Sonnenuhr in Deutschland und nach aktuellen Recherchen auch in ganz Europa eine einmalige Konstruktion. Ähnliche Objekte waren früher nur auf größeren Gutshöfen, Klöstern oder Schlössern zu finden. Die Abendener Sonnenuhr hat zuletzt jahrzehntelang im Ortskern von Abenden auf dem unbebauten Grundstück der Familie Gilles in der Mühlbachstraße gestanden. Witterungseinflüsse über einen Zeitraum von 250 Jahren haben die gravierte Skalierung und Bezifferung auf der Sandsteinskulptur stark verwaschen. Aufgrund dieser Tatsache hat der Fachkreis Sonnenuhren der Deutschen Gesellschaft für Chronometrie e. V. (Nürnberg) im Einvernehmen mit der unteren Denkmalbehörde Nideggen und dem Rheinischen Amt für Denkmalpflege empfohlen, dieses seltene Kunstwerk in die Abendener Pfarrkirche zu versetzen und vor weiterer Verwitterung zu bewahren. Eine Replik dieser historisch besonders wertvollen Sonnenuhr wurde angefertigt und ist für Jedermann im Außenbereich der Kirche zugänglich. Sie soll eine Erinnerung an die historische Zeitmessung in der Nordeifel sein, insbesondere für die damalige (Fron-) Arbeit auf dem Feld. Die damals übliche Zeit, die Wahre Ortszeit oder auch Wahre Sonnenzeit genannt, die von der Mitte des 15. Jahrhunderts bis zum Ende des 19. Jahrhunderts galt, wird hiermit wieder ablesbar gemacht.