Die Eifel - ein "Nabel" der elektronischen Musik

Ein Mekka der Synthesizer-Ära im Verborgenen

Schleiden-Broich. Wenn man den Begriff „elektronische Musik“ liest, dann denkt man, als aktuell Jugendlicher, in erster Linie an Techno-Clubs oder an die großen Elektronik-Open-Air-Festivals wie Parookaville und Tomorrowland oder an Künstler wie Sven Väth oder Vini Vici. Die etwas älteren Leser, die ihre Jugend in den 70er und 80er Jahren gehabt haben, verbinden mit der elektronischen Musik eher Künstler wie Tangerine Dream, Kraftwerk oder Jean-Michel Jarre und Vangelis. Tatsächlich sind diese letztgenannten Elektronik-Pioniere bis heute die Vorbilder und Wegbereiter der neuen Generation an Elektronik-Musikern, die in erster Linie aus dem DJ-Bereich stammen.

Wie bekommt man jetzt als Autor dieses Beitrags die Kurve in die Eifel? Ganz einfach. Einer der weltweit führenden und ältesten Vertriebe für CDs und Schallplatten mit elektronischer Musik hat seinen Firmensitz in Schleiden-Broich: Cue Records. Und Geschäftsführer Jörg Strawe ist selbst Elektronik-Musiker und Produzent.


Aus über 10.000 verschiedenen CD-Produktionen kann man beim Eifeler Spezialvertrieb online bestellen. Cue Records bietet somit fast das gesamte jemals veröffentlichte Repertoire an elektronischer Musik an. Darunter natürlich sehr viele Raritäten oder wie vor Jahren einmal eine LP-Spezialedition in kleiner Auflage mit echter Signatur von Vangelis an. Die natürlich inzwischen ausverkauft ist.

Wöchentlich verlassen Pakete mit CDs den kleinen Eifeler Ort an Fans in der ganzen Welt. Gerade in Südamerika, Australien und Skandinavien finden sich derzeit viele audiophile Freunde dieser Musikrichtung. Firmenchef Jörg Strawe bietet dabei als ausgewiesener Musik-Experte auch Beratung und Auswahl für interessierte Kunden an. Die elektronische Musik hat selber sehr viele eigene Stilrichtungen und so kann er auch gezielt Hörtipps und CD-Zusammenstellungen für seine Kundschaft bereitstellen.

Selbst in der heutigen Zeit, wo Musik in erster Linie über Streaming Plattformen wie Spotify konsumiert wird, legen die Fans der elektronischen Musik immer noch großen Wert auf die „echte“ CD mit Hülle und Booklet. Nicht zuletzt auch aus Sammellleidenschaft. Deshalb gibt es bei Cue Records tatsächlich nur Hardware, als CD oder auch als Schallplatte.

Doch wie es bei Jörg Strawe zu dieser besonderen Leidenschaft gekommen? Ende der 1980er Jahre hat er bei einem beruflichen Aufenthalt in Berlin Kontakt zu der dortigen Elektronik Musikszene bekommen. Der gelernte Optiker aus Schleiden hatte immer schon begeistert Musik auf seinen Synthesizern komponiert. In Berlin aber lernte er wichtige Protagonisten der sogenannten „Berliner Schule“ kennen und setzte seinen musikalischen Traum 

auch beruflich aktiv um. Dabei halfen ihm auch die Kontakte zu wichtigen Musikern der Elektronik-Szene wie Klaus Schulze und Chris Franke, die nicht nur Musikerkollegen, sondern auch Freunde von ihm wurden.


So entstand 1990 sein Label Cue Records, auf dem er begann, seine eigenen CDs zu veröffentlichen. Und dann auch gleichzeitig andere Produktionen auf diesem Weg zu vertreiben. Insgesamt fünf eigene CD-Produktionen entstanden in den folgenden Jahren, dazu zahlreiche Veröffentlichungen auf CD-Samplern und Hörbüchern. Auch in Fernsehfilmen oder Serien national und international wird immer wieder mal auf die Musik von

 Jörg Strawe zurückgegriffen. In der legendären WDR1 – Radiosendung „Schwingungen“ mit Moderator Winfried Trenkler war er oft zu Gast und wurde 1990 sogar zum 2. Newcomer des Jahres gekürt.

In seinem eigenen Studio in Broich findet man eine große Anzahl an Synthesizern und Studioequipment, auf das der Komponist, Musiker und Produzent zurückgreifen kann. Aktuell hat er sein Studio erweitert, denn er möchte nun auch verstärkt wieder seine eigene Musik veröffentlichen. Ein neues Album ist geplant, zeitlich wird sich Jörg Strawe nicht festlegen: „Ich lass mich inspirieren und sehen, wie schnell neue Produktionen erstellt werden…“, meint der Eifeler Musiker.

Wie es in der elektronischen Musik so üblich ist - die Interpreten sind auch zumeist Technik-Freaks.Mit Jörg Strawe kann man deshalb auch lange über Synthesizer und deren Geschichte reden, die bereits mit dem Trautonium von Oscar Sala in den 1930er Jahren begann. Im Studio in Broich stehen deshalb auch einige wichtige Relikte der Synthesizer-Ära, allen voran auch der berühmte Minimoog, der in unzähligen Produktionen, auch der Pop- und Rockmusik zu hören ist.

In der Eifel wird Musik bekannter Maßen immer schon groß geschrieben. Dass auch die elektronische Musik seit Jahrzehnten einen „musikalischen Nabel“ in unserer Region besitzt, das muss einen somit nicht mehr verwundern.