Drechsler Georg Panz

Natur in Perfektion gedreht

Mechernich-Weyer

Drechseln gilt als eines der ältesten Handwerke der Welt. Die Techniken und die Werkzeuge haben sich dabei seit Jahrhunderten kaum verändert. Georg Panz lässt diese historische Kunst in seiner Werkstatt in der Nordeifel weiterleben. „Als Drechsler wandele ich auf einem schmalen Grat irgendwo zwischen Kunst und Handwerk. Beides zu verbinden ist meine Leidenschaft. Die Werkzeuge zu bewegen ist für mich dasselbe, wie meine Finger zu bewegen“, sagt der 65-jährige Eifeler. In seiner kleinen Werkstatt Atelier 360 Grad in Mechernich- Weyer liegt der Duft von Holz in der Luft. Sägemehlstaub kitzelt die Nase. Holz riecht ja auch gut und fühlt sich fantastisch an. Jedes Holz ist anders, die Maserung, die Farbe und der Geruch.

Holz ist ein reines nachwachsendes Naturprodukt, und somit in Zeiten zunehmenden Bewusstseins für Nachhaltigkeit, mehr denn je im Trend. In seinem beachtlichen Lager befinden sich ca. 150 Holzsorten: Heimische Hölzer, Edel- und Ebenhölzer, sowie auch exotische Tropenhölzer. Alle Sorten hat Georg schon verarbeitet, selbst die teuersten und härtesten, wie Huon Pine aus Tasmanien von der ältesten Baumsorte der Welt, Pockholz- das schwerste Holz aus Süd- und Mittelamerika. Daraus wurden früher Kegelkugeln gemacht. Verwendet wird es auch bevorzugt im Schiffs-, Wasser- und Maschinenbau. Bongossi und Quebracho - letzteres 


übersetzt „der Axt- Spalter“ - heißen weitere Harthölzer. Den Wunderwerkstoff Holz gibt es aber in der Eifel auch genügend vor der Haustür. Wie der Großteil seiner Hölzer ist die Welt von Georg rund.

Seine Gebrauchs- und Dekorationsstücke aus gedrechseltem Holz sind wahre Eyecatcher. Wenn Georg ein bestimmtes Stück im Kopf hat, sucht er sich ein passendes Holz für das geplante Objekt. Wie das Holz welches er gewählt hat wirklich aussieht, zeigt sich erst nach dem Aufschneiden. Durch Stockflecken oder andere natürliche Gegebenheiten, bekommt das Material mitunter eine ganz andere Optik. Die Individualität eines jeden Holzes und seine verborgenen Strukturen kommen erst bei der Bearbeitung zum Vorschein. Immer wieder ein spannendes Abenteuer. „Was die Natur hervorbringt kann man eben nicht besser machen. Ich kann nur gestalten, variieren und improvisieren. Es ist also nicht immer gesagt, dass am Ende genau das herauskommt, was man sich vorgenommen hat“ erklärt er. Zu seinen ausgefallensten Werken zählt ohne Zweifel sein Western-Hut. Acht Stunden reine Drehzeit hat es gebraucht. Das Objekt wird dabei im sehr nassen Zustand verarbeitet, und bis auf 3 Millimeter Wandstärke heruntergedreht.

Für diesen Arbeitsvorgang half natürlich ein wasserfester Anzug, der vorher aus Müllsäcken geschnitten wurde. Danach wurde der Hut in ein Holzgestell gelegt, fixiert, und auf die Kopfgröße oval zusammengedrückt. Es folgte eine 14-tägige Trocknungszeit, der sich ein vielstündiges, mühevolles Schleifen von Hand anschloss, um den Hut dann schlussendlich zu ölen. Also: Hut ab, für ein so aufwendiges Kunstobjekt.

Georg Panz verkauft seine Unikate aus Holz über Galerien, auf Messen, Ausstellungen und Handwerkermärkten. In der Vorweihnachtszeit in jedem Falle auch auf Märkten in der Region. Die meist verlangten Produkte sind heute Pfeffer- Salz- und Muskatmühlen. Exklusive Einzelstücke für jeden Geschmack. Zum Drechseln kam Georg eher zufällig. Es fing damit an, als er 1983 eine ausrangierte Drechselbank geschenkt bekam. Seine Versuche sie zu verkaufen scheiterten. So beschloss er sie auszuprobieren. Die Anfänge waren schnell durch den Besuch einiger Drechselkurse erlernt. Es folgten Jahre von „trial and error“, in denen ihm klar wurde, dass die klassischen Drechselformen - wie man sie in Kerzenständern, Tisch- und Stuhlbeinen oder in Treppengeländern finden kann - nicht seine Erfüllung waren. Stattdessen gaben ihm berühmte Drechselkünstler aus aller Welt, mit denen er gemeinsame Workshops absolvierte, neue Impulse. Anstelle edler Hölzer inspirieren ihn heute mehr und mehr solche, die keinen wirtschaftlichen Nutzen mehr haben. Knorrige Wurzelstücke, aber auch Holz, das schon einen 

gewissen Fäulnisprozess durchlaufen hat, zählen zu seinen Lieblingsstücken. „Solche Hölzer zu neuem Leben zu erwecken, begeistern mich jeden Tag aufs Neue“, sagt er. Auf seinen Streifzügen durch die Eifelwälder entdeckt er immer wieder interessante Stücke, und auch von seinen Urlaubsfahrten bringt er regelmäßig solche Hölzer mit nach Hause.


Zu den Höhepunkten seiner Drechslerlaufbahn zählt für ihn, dass er in den Jahren 1999 bis 2007 die Chefredaktion der Deutschen Drechsler Zeitung übernehmen durfte, dem offiziellen Organ des Drechsler- und Spielzeugmacherhandwerks. Im Jahre 2004 erschien mit „Passion- Künstler an der Drechselbank“ sein erstes Buch, das er zusammen mit einem Drechslerehepaar geschrieben hat. Daneben hat er für Fachzeitungen im In- und Ausland geschrieben und Fachübersetzungen für verschiedene Drechselbücher gemacht. Aktuell arbeitet er an einem zweiten Buch. Am liebsten aber steht Georg noch immer an der Drechselbank und widmet sich seiner Handwerkskunst. Seit einigen Jahren drechselt er auch nicht mehr alleine. So konnte er seine Frau für die Arbeit mit dem wunderbaren Werkstoff Holz begeistern, und wann immer es die Zeit zulässt, stehen sie nun 

gemeinsam in der Werkstatt, und verwandeln den Rohstoff zu unverwechselbaren Kunstwerken. „Warum haben wir uns Atelier 360 Grad genannt? Weil unsere Drechselarbeiten runde Sachen sind – und das in jeder Beziehung“, sagt das Drechslerehepaar abschließend.

Weitere Infos unter: www.atelier-360-grad.de

 

Autor und Fotos: Peter Meurer