Eine unerwartete Reise

Vor genau einem Jahr ist etwas Verrücktes geschehen. Gut so verrückt ist es eigentlich gar nicht, es ist eher unglaublich unerwartet. Wir waren wie jede Woche mit unserer Hunde-Runde unterwegs. Da erzählte mir eine Hunde-Mama dass gerade die neue Ausgabe ihres Mannes fertiggestellt sei. Sonderbar, unsere Männer waren eigentlich so gut wie nie Gesprächsthema während der Runde, doch das fand ich interessant. Ich hakte nach und wollte doch etwas… mehr erfahren über diesen Ehemann mit seiner Zeitschrift. Nach nicht ganz so kurzem hin und her, seufzte sie auf und sagte “ich bringe dir eine Ausgabe vorbei” und schon war das Thema Mann wieder vergessen. Gesagt getan. Sie brachte mir ein Exemplar vorbei mit dem Satz “Sag mal was du davon hältst”. Ich blätterte kurz durch und meinte eher aus Jux und Dollerei als aus purer Ernsthaftigkeit “na super Ding aber es fehlt definitiv was mit Essen und Familie”. Eigentlich habe ich wie so oft in meinem Leben einfach drauflos geplappert und mir nichts Weiteres dabei gedacht als ein Augenzwinkern.

Doch am gleichen Abend schrieb sie mir, dass ich an ihren Mann ein paar Fotos von meinen Gerichten schicken und einen Probetext verfassen solle. Wie bitte, was? Verrückte Frau dachte ich, wovon spricht sie? Und da fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Auweia sie hatte ihrem Mann von meinem blöden Spruch erzählt. Tja hätte ich mal meinen Mund gehalten aber gut, vor Herausforderungen habe ich mich noch nie gescheut und die Vorstellung wie Carrie Bradschaw aus "Sex andthe City" zu sein… der absolute Wahnsinn.

Zugegeben meine High Heels sind eher Sneaker, New York ist doch eher die Eifel, die nächtlichen Parties finden bei mir zwar mit einem Haufen nicht schlafen wollender Männer statt aber ich bin mir sicher, das Carry das irgendwie anders gemeint hat und meine "besten Freundinnen" sind mein Hund, meine Wellensittiche und mein Mann. Aber wir könnten wie Schwestern sein! Bea Bradshaw! Das klingt richtig gut. Naja und wie sind die Fotos und der Text beim Redakteur angekommen? Ich glaube die Antwort ist bekannt. 

Mit diesem lapidaren Spruch und ein bisschen Mut, fing eine unglaublich erfüllende, spannende und lehrreiche Reise an, die ich nicht mehr missen möchte. Doch….das Jahr ist nun vorbei und wie jede gute Reise neigt auch diese sich dem Ende zu. Aber “dumme Sprüche” habe ich dauernd auf Lager, wer weiß wohin mich der nächste Spruch führen wird. Also bleibe ich, wie ich immer gerne sage, mutig, freundlich, offen für alles und koche und schreibe mit voller Hingabe weiter. Aber auch wenn diese metaphorische Reise endet, gibt es natürlich noch etwas Herrliches zu essen! Aus eigener Kreation, selbstredend.

Und da ich mit spektakulären Grillgerichten begonnen habe dachte ich mir, höre ich mit  einem lauschigen Sommerabend-Schmaus auf. Warme Camembert-Röllchen mit einem Erdbeer-Dip machen den wärmenden Sonnenuntergang noch gemütlicher und bringen die Provence direkt in unseren Garten. Egal ob alleine, mit einem guten Buch auf der Garten-Lounge oder mit Freunden am Lagerfeuer, diese Snacks sind eine echte Bereicherung und geben Urlaubs-Feeling Daheim.

Zutaten für ca. 10 Röllchen:

1 PkFiloteig
250 grBrie
250 grCamembert
100 gr Walnüsse
1 Bund Schnittlauch
½ Bund Petersilie
½ Bund Basilikum
Zesten von 2 Bio Zitronen
Saft von 1 Zitrone
Prise Salz
Prise Pfeffer

Erdbeer-Dip
2 Hdv Erdbeeren
100 ml Portwein
4 Pfefferminzblätter
2 EL brauner Zucker
Saft ½ Zitrone


Die Sonne hat den Abend gewärmt, Kerzen tauchen die Dämmerung in ein romantisches Licht, nun brauchen wir nur noch unsere verführerischen Häppchen um den Tagesausklang vollkommen werden zu lassen. Viel zu viel Aufwand ist hier keine gute Ausrede, denn die Küchenmaschine und der Stabmixer machen die meiste Arbeit. Also planen wir für die Vorbereitung ca. 5 Minuten ein, plus meditative 15 Minuten um die Käsemasse in den Teig zu rollen und noch einmal 5 Minuten garen. Voilà et bonappetit.


Gehen wir also hochmotiviert in die Küche und reißen mit dem gleichen Elan den Brie und den Camembert in grobe Stücke. Nun werfen wir sie kraftvoll in die Küchenmaschine, gefolgt von den Walnüssen. Da wir unseren Küchengeräten doch ab und an unter die Arme greifen möchten, hacken wir das Kräuter-Dreierlei grob klein und lassen es zu dem Käse rieseln. Die Zesten der beiden Zitronen, einfach hinterher damit. Vollenden wir unsere Kür mit dem Saft der Zitrone und der Prise Salz, wie Pfeffer. Hui, das war anstrengend, also drücken wir den Startknopf und lassen alles so lange zerkleinern bis eine wunderbar cremige Masse entstanden ist.   (Psst bei meiner Küchenmaschine muss ich ab und an rütteln und schütteln damit sich die Masse nicht gegen das Messer stellt).

So fertig ist der erste Streich, doch der nächste folgt zugleich. Wir nehmen uns schlicht einfach und ergreifend alle Zutaten des Dips, so wie sie sind und geben sie in einen kleinen Topf. Alles wird ca. 3 bis 5 Minuten aufgekocht vom Herd genommen und kräftig mit dem Stabmixer püriert. Dieser Duft von Erdbeeren, Port und Zucker. Himmlisch! Wenn alles eine sämige Konsistenz hat, noch einmal für zwei Minuten stark kochen lassen (aber nicht zu stark, sonst kocht alles über! Dank des Zuckers ist es eine Qual den Herd wieder sauber zu bekommen. Kein Scherz). So der Dip ist fertig! Nur noch in ein schickes Schüsselchen füllen und voilà, egal ob warm oder kalt, wirklich lecker.

Psst schon wieder. Dieser Erdbeer-Dip bietet eine fantastische Basis für eine fruchtig-süße Vinaigrette. Nur noch Olivenöl und dunklen Balsamico Essig hinzufügen und schon haben wir ein traumhaftes, sommer- wie winterliches Dressing für herrliche Salat Kombinationen.) Huch jetzt habe ich mich etwas von den Erdbeeren verführen lassen. Zurück zu den Käse-Röllchen. Wir nehmen uns den Filoteig zur Hand. Letop! Dieser hauchdünne Teig trocknet wahnsinnig schnell aus und wird daraufhin hart und unbrauchbar. Mein Tipp, die nicht gebrauchten Blätter einfach mit einem feuchten Küchentuch bedecken, bis diese an der Reihe sind. Schon wieder abgelenkt. Wir brauchen jeweils nur die Hälfte des Teigblattes, also schneiden wir es einfach in der Mitte durch, verstauen die eine Hälfte unter dem Tuch und legen die andere vor uns aus. Auf die schmale Seite geben wir einen Streifen der Käsemasse. Klappen zuerst den unteren Rand 1x um, danach den äußeren Rand einklappen und alles einfach aufrollen. Das machen wir zwischen 5 x (bei großen Rollen) bis zu 15-20x (bei ganz kleinen). Ich peile gerne die mittlere Größe an (ca. 10x), so kann man sie als Fingerfood anbieten und auf einen Salat aus dem Garten servieren. Die Garzeit bleibt bei allen drei Varianten gleich. Sie werden in eine heiße Pfanne mit wenig Öl gelegt und gebraten bis sie eine angenehm, knusprig braune Farbe angenommen haben und von innen unwiderstehlich cremig sind. Auf einen Teller oder einem Salat drapieren, den Dip (oder das Dressing) nicht vergessen und ab damit unter den lauschigen Abendhimmel. Mehr Glückseligkeit in einem Gericht geht nun wirklich nicht.     


Ach so! Ein letztes Mal …. Trinken nicht vergessen!

Bei so einem lauschigen Diner ist alles erlaubt, was das sommerabendliche Herz erfreut. Ob eine eisgekühlte Limo, ein Eistee, ein erfrischendes Bier, ein herrlicher Martini mit Zitronenzeste und/oder Olive oder der Lieblingswein. Alles passt. Alles ist erlaubt. Hauptsache es verspricht ein kleines bisschen Urlaubsfeeling Zuhause. 


Ein letztes Mal wünsche ich Euch nicht nur ein souliges Nachkochen sondern kocht immer mit ganzem Herzen, genießt als gäbe es keinen Morgen und ich kann mit Sicherheit sagen man "sieht" sich immer 2x im Leben.


Macht es gut, Eure Bea