Der Jungfuchs

Schlauer kleiner Wildhund mit rotem Fell

In Fabeln, Märchen und Liedern gelten Füchse als listig und schlau, und weil der Fuchs diese Eigenschaften hat, wird er auch „Reineke“ genannt, was soviel bedeutet wie „der durch seine Schlauheit unüberwindliche“. In der deutschen Sprache gibt es mittlerweile eine Reihe von Begriffen und Sprichwörtern, die auf die Intelligenz des Fuchses anspielen. „Schlau wie ein Fuchs sein“, oder den Begriff „ausgefuchst“ hat man sicher schon mal gehört. Wer in Mitteleuropa vom Fuchs spricht, meint immer den Rotfuchs. Kein anderes Raubtier hat sich auf der Erde so erfolgreich breit gemacht, wie die puscheligen Rotpelze.


Die Überlebungskünstler gehören zur Familie der hundeartigen Raubtiere. Unverkennbar sehen sie den Hunden auch recht ähnlich, haben jedoch einen wesentlich längeren Körper. Ausgewachsen ist für sie typisch ihre rote Fellfärbung am Rücken, die schwarzen Beine und Ohrenspitzen, sowie der weiße Bauch und die weiße Schwanzspitze.


Der Schwanz eines Fuchses ist fast halb so lang wie das ganze Tier. Der schmale Körper, der spitze Kopf und die relativ kurzen Beine erlauben es dem Fuchs, auch in kleine Bauten von Beutetieren einzudringen und sich geschickt anzupirschen. Ihr hervorragendes Gehör ermöglicht es, Mäuse sogar unter einer Schneedecke zu hören. Außerdem sind sie hervorragende Sprinter, die bis zu 60 km/h schnell laufen können. Obwohl als fleischfressendes Raubtier klassifiziert, sind Füchse bei ihrer Ernährung nicht wählerisch: auch Eier, Regenwürmer, Früchte, Samen, 

Beeren, Aas oder Abfälle stehen – je nach Lebensraum und Jahreszeit – auf dem Speiseplan. Bevorzugte Beutetiere sind Kleintiere wie Nager und Vögel. Füchse sind Kulturfolger. Sie leben überwiegend in einfach gegliederten Wäldern und auf dem Feld, aber auch in menschengemachter Umgebung fühlen sie sich wohl.

Sie sind Generalisten, d.h. sie sind in der Lage, sämtliche Lebensräume zu besiedeln, und sich an Veränderungen ihrer Umgebung anzupassen. Sie leben in Gruppen, die aus einem erwachsenen Männchen, mehreren Weibchen und Jungtieren bestehen. Meist hat nur das dominante Weibchen Junge, die anderen helfen bei der Aufzucht. Füchse paaren sich zwischen Dezember und Februar. Das Weibchen bringt zwischen März und Mai vier bis sieben Junge in einem unterirdischen Bau – den sie selbst gegraben hat – zur Welt.


Den Geburtskessel polstert die werdende Fuchsmutter mit ihren weichen  Bauchhaaren, die sie sich ausreißt, um die geschwollenen Zitzen freizulegen. Die Welpen sind bei der Geburt blind, taub, dunkel behaart und kaum schwerer als eine Tafel Schokolade.


Sie sind in den ersten Lebenswochen nicht fähig, ihre Körpertemperatur zu regeln. Die Fähe muss sie deshalb mit ihrem Flankenfell ständig warmhalten. Da sie in dieser Zeit nicht auf Nahrungssuche gehen kann, versorgt der Rüde die Fähe mit Nahrung. Die jungen Füchse wachsen schnell. Nach etwa einem Monat dürfen sie erstmals an die Oberfläche, um die nähere Umgebung des Baus zu erkunden.  Hier tollen sie ausgelassen und noch etwas ungelenk herum, schleichen sich gegenseitig an, kämpfen miteinander und bereiten sich so spielend auf den Ernst 

des Lebens vor. Manchmal bringen die Elterntiere „Spielsachen“ zum Bau, selbst Schuhe oder Gartenhandschuhe die sie auf ihren Streifzügen, oft in urbaner Umgebung gefunden haben. Auf diesen „Spielsachen kauen die Sprösslinge genüsslich herum oder benutzen sie, um die Technik des Beutefangens zu üben.

Im Alter von drei bis vier Monaten sind die Jungfüchse bereits in der Lage, selbstständig Nahrung zu finden. Die Familie bleibt aber noch zusammen bis zum Herbst, dann gehen die Jungen ihre eigenen Wege und suchen sich ein neues Revier. Einige hingegen bleiben im elterlichen Wohngebiet und helfen im nächsten Frühling bei der Aufzucht der Jungen. Der Fuchs ist keineswegs ein Einzelgänger wie früher vermutet wurde: Füchse leben meist in Familienverbänden. Wie groß die Familiengruppe ist, hängt davon ab, wie viel Nahrung im Lebensraum vorhanden ist und ob genügend Baue und Unterschlupfe verfügbar sind. Der erfahrene Natur- und Tierfotograf Heinrich Pützler, der seine Bilder zu diesem Artikel zur Verfügung stellte, weist eindringlich daraufhin: „Damit Füchse und Junge ihre natürliche Scheu behalten sollte 

man, wenn man einmal die seltene Gelegenheit hat, dass man Füchse am Bau zu sehen bekommt, nicht versuchen sie zu füttern oder gar zu streicheln, sondern sich ruhig verhalten, und immer eine größere Distanz halten“. 


Wenn die Wind- und Wetterbedingungen stimmen - kein Regen und kein starker Wind - warte ich in meinem Versteck unter dem Tarnnetz auf die Bewohner. Die Entfernung zum Fuchsbau beträgt meistens zwischen 15 und 30 Meter. Die Wartezeit auf die Jungfüchse ist sehr unterschiedlich. Es können nur wenige Minuten bis mehrere Stunden, oder auch kein Anblick sein. Zwei besondere Erlebnisse hatte ich mal, als Jungfüchse zu meinem Versteck kamen und an meinen Füßen geschnuppert haben“, berichtet Pützler von seinen Erlebnissen.

Füchse sind und bleiben nun mal Wildtiere. Sie sollten deshalb auch als solche behandelt und respektiert werden, damit ein Zusammenleben von Fuchs und Mensch auch im besiedelten Raum konfliktfrei möglich ist.



Autor: Peter Meurer

Fotos: Heinrich Pützler