Die Raubritter von Reifferscheidt sind zurück
Warum erhängten Raubritter in Roetgen Dieb am Galgen?
Raeren/Aachen. Warum musste Jan Fenket aus Neudorf um seine geliebte Kathrin aus Titfeld kämpfen und sie aus den Händen von Raubrittern retten? Und warum erhängten die Raerener bei Roetgen und Petergensfeld (auf dem Pissevenn) auf Luxemburger Gebiet, jenseits der Grenze des Herzogtums Luxemburg, einen Dieb am Galgen?
Fragen über Fragen, auf die nun zahlreiche Heimat- und Geschichtsvereine aus Aachen, Rott, Roetgen, Brand, Eilendorf, Laurensberg und Hellenthal endlich Antworten bekommen. Das neue, aktuelle und lang erwartete Buch „Raubritter von Reifferscheidt“ oder „Tringe-Männchens-Klossen-Tringche“ aus dem Jahre 1990 in „Rörender Platt“ von Hubert Schiffer, „Universalgenie“ aus Raeren, gibt ausreichende Antworten darauf.
Endlich ist das Buch da: Freude bei (von links) Walther Janssen, Christoph Laschet und Bürgermeister Jérôme Franssen.
Foto: Günther Sander
Dieses „Geschichtsbuch“ hat dessen Urenkel, Christoph Laschet (Raeren), in mühevoller Arbeit jetzt in der Neuauflage zum 100. Todestag von Hubert Schiffer mit den Freunden des Dorfarchivs Hauset herausgegeben. In diesem Buch wurde zusätzlich Seite für Seite ins Hochdeutsche übertragen und mit geschichtlichen Hintergründen ergänzt. Geplant sind zudem ein Hörbuch und sogar Comics in einem 48 Seiten starken Kinderbuch.
Im Gemeindehaus von Raeren in Ostbelgien fand nun im Beisein von Bürgermeister JerômeFranssen die offizielle Präsentation des Buches auf „Rörender Platt“ statt. Im Mittelpunkt, so der Bürgermeister, stehe eine fiktive Lebens- und Liebesgeschichte, die in ein konkretes und historisches Ereignis eingebettet ist: Der Überfall der Raubritter von Reifferscheidt auf das Dorf Raeren und das Herzogtum Limburg im Jahre 1438.
Die Erzählung, so Franssen, sei gleichsam eine wissenschaftliche Quelle und damit ein wertvolles Zeugnis unserer Kultur und unserer Vergangenheit. Die von Schiffers Urenkel, Christoph Laschet, mit viel Fleiß und Akribie sowie dank der Unterstützung des Dorfarchivs Hauset und vieler weiterer ehrenamtlicher Personen
vorliegende Herausgabe sei erfolgreich gelungen. Es verbindet Herausgeber und Verfasser auch über familiäre Beziehung hinaus. „Es ist die Liebe zur Heimat, zum eigenen Lebensmittelpunkt sowie das wache, geistige und wichtige Anliegen, die Vergangenheit zu bewahren und verstehen zu wollen und damit dem Leben zu dienen“, lässt Franssen wissen und er wünscht sich, dass dieses „Heimatbuch“ viele Leser findet und die dann eine gute, spannende Lektüre darin haben werden.
Die beiden Herausgeber, Christoph Laschet aus Hauset und Walther Janssen (Dorfarchiv Hauset), machten den anwesenden Heimatfreunden Appetit auf die fiktive Lebens- und Liebesgeschichte aus dem ostbelgischen Raeren, die eingebettet ist in ein reales historisches Ereignis. „Es ist eine Geschichte des Raerener Heimatdichters, meines Urgroßvaters Hubert Schiffer, die sich zwar nicht exakt wie in der Erzählung, aber vielleicht so ähnlich damals zugetragen hat“, so Christoph Laschet. Aber die geschichtlichen Fakten und Namen aus dieser
Zeit seien auf jeden Fall belegt. Janssen möchte mit dem Buch bei Jung und Alt das Interesse wecken, um eine Neugier an der Entwicklung der Sprache, der Geschichte, aber auch an den Persönlichkeiten unserer Heimat wecken, denn die Beschäftigung mit der Vergangenheit sei oft auch ein Schlüssel der Gegenwart.
Hubert Schiffer (1851 bis 1923) produzierte außerdem in Raeren in der Zeit von 1883 bis 1887 Nachbildungen im Stil des 9. Jahrhunderts, die heute als „Schiffer-Krüge“ bezeichnet werden. Und er war der Ururgroßvater des bekannten deutschen Models Claudia Schiffer. Hubert Schiffers Krüge zeigen unter anderem Kaiser Karl den Großen (Carolus Magnus), und auch die Heinzelmännchen von Köln wurden verewigt. Die Reime auf den Krügen stammen ebenfalls aus seiner Feder.
Das neue Buch, 244 Seiten stark, im Format DIN A5, kann ab sofort im Dorfarchiv Hauset zum Preise von 15 Euro unter archiv@hauset.info bestellt werden. Der Vertrieb des Buches in Roetgen („Lesezeichen“), Walheim und Aachen ist in Vorbereitung.
Comic-Zeichner Henry Kreklow aus Hauset zeigt Illustrationen, aus denen ein Kinderbuch mit dem Thema „Raubritter“ geschaffen werden soll.
Text und Foto: Günther Sander
