Distanzreiten „Angekommen ist gewonnen“

Norbert Krisch – Rheinland- und NRW- Meister 2021

Kall-Roder. Zuhause ist Norbert Krisch in Kall-Roder, wo Papa Siggi schon immer Pferde in seinem Besitz hatte. So kam er schon in früher Kindheit mit Pferden in Kontakt. Inmitten einer herrlichen Landschaft, und rund um den kleinen Ort Roder, befinden sich leicht bis schwer hügelige Reitwege die der Senior Krisch zu Wanderritten stetig nutzte, und seinen Sohn Norbert an das Naturerlebnis heranführte. Der heute 46-jährige fand Gefallen an dieser wohl ursprünglichsten und umweltfreundlichsten Form der Reiterei, und erkundigte – mit und ohne Senior –

 in zahlreichen Geländeritten das nahe Umfeld. Dann wollte er, nicht nur andere Strecken kennenlernen, sondern sich auch mit Gleichgesinnten messen. So lag es nahe, dass er sich dem VDD- Verein Deutscher Distanzreiter anschloss. Distanzreiten wird vom Breitensport bis zum Hochleistungssport betrieben. Schon immer diente das Pferd dazu, lange Strecken schnell zu überwinden. 

„Das Pferd muss auf unterschiedlichstem Gelände viele Kilometer zurücklegen, und trotzdem frisch und gesund ins Ziel ankommen. Pferd und Mensch bilden dabei eine sensible Einheit. Araber sind Pferde, die dem gerecht werden, und deren traditionelle Zucht sie für den Distanzritt empfiehlt. „Meine jetzt zehnjährige Stute „Maida“ ist eine Araber-Trakehner Kreuzung, hat Spaß am Laufen, und bewahrt immer einen kühlen Kopf“, beschreibt Norbert Krisch seine Stute. Generell steht das Distanzreiten allen Pferdetypen offen, doch es gibt eine Reihe von Merkmalen, die vorteilhaft bzw. 

durch entsprechendes Training erstrebenswert sind. Das Pferd sollte korrekt gebaut sein und viel Spaß an der Bewegung haben. Eine solide Dressurausbildung ist die Grundlage dass ein Pferd seinen Reiter über eine so lange Strecke gesund und fit tragen kann. 

Ziel eines Distanzrittes ist es, ein Pferd in möglichst hoher Geschwindigkeit über eine vorgegebene markierte Strecke von 30 – 160 Kilometer zu reiten. Die Geschwindigkeit kann bis zu 20 Kilometer/ Stunde im Schnitt der Strecke liegen. Die vorherrschende Gangart ist schneller Trab. Es gibt auch unmarkierte Ritte, auf denen der Reiter die Strecke anhand der Karte oder über GPS selbst finden muss. Neben perfekt passendem Sattel sind eine Streckenkarte, Mobiltelefon und Pulsmesser (fürs Pferd) nützliche Ausrüstungsgegenstände. Auch die Helmpflicht gilt es zu beachten. Es braucht entsprechende Vorbereitung vor einem Wettkampf, damit die körperliche 

Fitness von Pferd und Reiter den Anforderungen genügen. Dabei steht das Pferd aber immer im Focus. Der Reiter sollte während der gesamten Strecke sein Pferd immer genau einschätzen können. Kondition und Gesundheitszustand werden vor dem Start, und nach dem Zieleinlauf von Tierärzten überprüft. Bei längeren Ritten auch in einer oder mehreren langen Pausen. Der Puls des Pferdes muss dabei unter 64 Schlägen liegen. Nur wenn Puls, Atmung, Bewegungsablauf und Gesundheitszustand dann zufriedenstellend sind, geht das Pferd in die Wertung. 


Es muss also nicht zwangsläufig der gewinnen, der als erster im Ziel ist. Die Szene ist da sehr solidarisch, der Sieg steht nicht unbedingt im Vordergrund. „Wer noch nie an einem langen Distanzritt teilgenommen hat weiß nicht, wie es sich anfühlt nach Bewältigung der Strecke, alleine oder Hand in Hand in der Gruppe, über die Ziellinie zu reiten. Es ist das Gefühl etwas Besonderes zusammen mit deinem Pferd erreicht zu haben. Ein Gefühl, das dich nicht mehr loslässt und nachdem du süchtig wirst“, beschreibt Norbert Krisch den Moment. Vom Einstieg bis hin zu einem Langstreckenrennen ist es ein weiter Weg, 

der sich in der Regel über drei bis fünf Jahre intensivem, und zeitaufwendigem Training erstreckt. Seit drei Monaten hat Norbert Krisch ein zweites Pferd mit Namen „Victory Kossak“. Der Vollblutaraberwallach befindet sich gerade im Lernprozess und wird perspektivisch für eine angestrebte Deutsche Meisterschaft in der Königsdisziplin von 100 Meilen (160 km) an einem Wettkampftag aufgebaut. Begonnen hat Norbert Krisch mit einem 40 Kilometer langem Verbandswettkampf, und sich dann langsam auf eine Streckendistanz bis zu 100 Kilometer gesteigert. 

Gewertet werden für die NRW- Meisterschaft die drei besten Ritte, die längsten und die besten Platzierungen. Für seine Erfolge in 2021 wurde Norbert Krisch als NRW- und Rheinlandmeister im November letzten Jahres in Dormagen geehrt. Weitere neue Wettkämpfe in diesem Jahr sind geplant, wie der Heidedistanzritt von Hannover nach Hamburg. Ein Mammut- Ritt, der durch Leuchtstäbe markiert nach Mitternacht startet. In diesem Jahr findet auch wieder ein Event über 500 Kilometer in Kall-Benenberg statt. „Zu Gast bei Freunden“- sieben 

Tagesetappen in der Region über meist hügelige Strecken bis hin zum Rursee. Start und Ziel ist an allen Tagen Benenberg. Diesen Wettkampf sieht Norbert Krisch auch als einer der Vorbereitungen für die in 2024 stattfindende „Trans-Germania“ - vom südlichsten bis hin zum nördlichsten Zipfel der Republik. „Ein Pferd langsam Schritt für Schritt aufzubauen, so dass es Jahr für Jahr besser wird und wir gemeinsam lange Spaß und Erfolg mit diesem einen Pferd haben, das ist es was Distanzreiten ausmacht. Die Ritte bescheren dir unglaublich viele schöne Momente in freier Natur zusammen mit deinem Pferdepartner. Aber auch hier gilt für den Wettkampf: Der Weg ist das Ziel“, so wirbt Norbert Krisch abschließend für seinen Sport.

Autor: (pm)

Fotos: (pm), Privat