Friteuse oder keine Friteuse - das ist hier die Frage

Mein Mann und ich kennen uns seit einer ganzen Weile. Fast genauso lange sind wir ein Paar und eine beachtliche Anzahl von Jahren sind wir auch schon verheiratet. Aber was wirklich beeindruckend ist, ist die Tatsache dass wir den gesamten Zeitraum über keine Friteuse besaßen. Obwohl er so gerne eine gehabt hätte, blieb ich eisern. Einmal habe ich zwar einen Versuch gestartet ihm einen elektrischen Fondue Topf als “2 Personen Friteuse” zu verkaufen, aber er kam recht schnell hinter die Krux. Beharrlich versuchte er mich zu bearbeiten, aber ich weigerte mich etwas derart ungesundes ins Haus zu lassen. Zu seinem Glück bekamen wir Kinder. 

Zwar verhärtete sich mein Entschluss nichts Frittiertes auf den Tisch zu bringen, aber wenn Kindergeburtstage ins Haus stehen, reicht kein Trockenkuchen und Kartoffelsalat mehr aus, oh nein. Regenbogentorten, Party Gimmicks und selbstgemachte Fritten oder Nuggets sind schon das Minimum. In dem Moment hatte er DAS Argument gefunden. Möchte ich meinem Kind den Geburtstag vermiesen und seine ganze Kindheit versauen, indem ich Rohkoststicks mit Quark servierte (obwohl es wirklich ein sehr guter Kräuterquark ist) oder soll es das Event des Jahres werden? Mein zaghaftes Argument dass Chicken Nuggets auch im Backofen gemacht werden können, zerbarst in dem Augenblick, indem ich es aussprach. Drei Tage später brachte der Postbote DAS Gerät. Tja, da stand es vor mir, ein Ungetüm an Küchengerät. Aber auch wenn ich es niemals, wirklich niemals vor meinem Mann eingestehen würde, finde ich es toll. Was ich auf einmal alles damit machen kann. Über Klassiker wie  Mutzen, Backfisch bis hin zu ausgefalleneren Sachen wie in Bierteig frittierte Brokkoli Blätter mit Dip. Fantastisch! Inspiriert von meiner neu gewonnenen Frittier-Freude bin ich auf meine Variante von "Fried Chicken" mit Süßkartoffel-, Kartoffel Chips und Möhren Sticks gekommen. Allerdings... doch in einer Pfanne gebacken und nicht in “ihr wisst schon was”. Ich kann es halt doch nicht lassen.

Zutaten für 5 Personen

500 gr Mehl (ggf. glutenfreies Mehl)
1 TL Oregano (getrocknet)
1 TL Salz
1/2 TL Pfeffer
1 TL Currypulver
1 TL geräuchertes Paprikapulver
1/2 TL Cayennepfeffer
1/4  + 1/4 Muskatnuss (gerieben)
Prise Salz
Prise Pfeffer
500 ml Buttermilch
5 Hühnerschenkel mit Bruststück
1-2 Süßkartoffeln (nach Belieben)
2-4 Kartoffeln (nach Belieben)
2-4 Möhren (nach Belieben)
Raps- oder Sonnenblumenöl

Dieser Art und Weise Hühnchen zu “frittieren” ist göttlich. Es wird eine knusprig, saftige Angelegenheit die nicht mit Gewürzen überlagert ist, sondern einfach eine leckere Runde Sache darstellt. Die Chancen stehen gut dass selbst “Frittier-Muffel”, wie ich es bin, dieses Gericht zum Liebling aufsteigen lassen.
Aber jetzt erst einmal eins nach dem anderen. Die Vorbereitungszeit beträgt 5 Minuten und eine Nacht, sowie weitere 10 Minuten am nächsten Tag. Allerdings ist die eigentliche Garzeit nicht länger als ca. 30 Minuten.

Ran an das Hühnchen!
Zu allererst nehmen wir uns dem trocken getupften Schenkel an, tasten nach dem Gelenk und trennen mit Hilfe eines scharfen Messers das Bein vom Bruststück ab. Als nächstes bekommt das Hühnchen eine Massage indem eine Prise Salz und Pfeffer auf die Haut gerieben wird. Ganz wie bei Cleopatra kommt nun das Milchbad. Das Fleisch wird dafür in eine Frische-Box oder einen Gefrierbeutel gelegt und von einer Buttermilch- Muskatnuss Mischung umhüllt. Was für ein Luxus. Der letzte Schritt für heute ist, die Hähnchenschenkel in den Kühlschrank zu stellen und über Nacht entspannen zu lassen.

Die Nacht ist vorbei, die Vorfreude groß. Weiter geht es! Wie bei fast jedem Fleisch wird auch das Hühnchen ca. eine halbe Stunde vor Verarbeitung aus der Kühlung genommen damit es sich ein bisschen akklimatisieren kann und nicht sofort einen Schreck bekommt, wenn es in das heiße Öl kommt. Wer möchte schon eine Gänsehaut riskieren. In einer großen Schüssel werden das Mehl und all die herrlichen Gewürzen zu einer wunderbaren Panade vermischt. Das Hähnchen wandert nun direkt aus der Buttermilch in die Panade hinein und wird großzügig mit dem Mehl bedeckt. 

Die Buttermilch hat über Nacht mit Hilfe der wenigen Gewürze wahre Wunder vollbracht und das Fleisch zart und aromatisch werden lassen.  Weiter geht es mit der größten Pfanne die wir haben. Dort geben wir zwei Fingerbreit Öl hinein und erhitzen es. Als Test, um zu sehen ob das Öl schon eine gute Temperatur erreicht hat, kann einfach eine dünne Kartoffelscheibe zur Hilfe genommen werden. Fängt diese sofort an zu blubbern und kräuselt sie sich, ist das Öl perfekt. Dauert es ein bisschen oder geschieht noch gar nichts, ist  noch etwas Geduld gefragt. Die Temperatur ist erreicht und endlich geht es los. Vorsichtig lassen wir das Fleisch in das Öl gleiten (immer vom Körper weg). Nicht erschrecken, denn auch wenn es ein frittiertes Hähnchen ist, liegt nur eine Hälfte im Öl. Das ist genau richtig. Auf diese Art und Weise wird das Hähnchen langsamer gegart, denn pro Seite darf es nun 10 Minuten baden. In einer Friteuse würde es bestimmt schneller gehen, aber durch die extra Zeit die wir uns nehmen wird die Panade nicht nur unglaublich knusprig, sondern das Fleisch kann die ganzen Aromen weiter aufnehmen und wird wunderbar saftig. Herrlich. Während wir nun die ersten 10 Minuten abwarten, wird die Zeit genutzt um die Kartoffeln (mit Schale) und die Süßkartoffel (ohne Schale) in hauchdünne Scheiben zu schneiden und an der Luft trocknen zu lassen. Meine Kinder lieben es wenn ich noch ein paar Möhrensticks mit frittiere, also bereiten wir diese auch noch vor. Mmmmh die erste Seite ist fertig und verspricht mir ihrer goldbraunen Farbe schon so einiges. Die letzten 10 Minuten können wir entweder mit Vorfreude verbringen oder wir bereiten noch schnell einen Knoblauch-Dip zu aus Joghurt, Knoblauch, Schnittlauch, Salz und Orangensaft Spritzern, sowie eine schnelle Salsa aus Paprika. 

Zwiebel, Gartenkräutern, Salz, Essig und Öl. Es ist vollbracht unser “Fried Chicken” ist “done”.  Kurz nachdem es aus der Pfanne gehoben wird lassen wir es noch ein paar Minuten in Küchenpapier eingehüllt ruhen. So wird einerseits das überschüssige Fett aufgesogen und andererseits das Fleisch noch zarter. Außerdem verbrennt man sich nicht sofort das Schnüsschen wenn man hinein beißt. Eine Win-, Win-, Win-Situation sozusagen. In dieser Zeit schmeißen wir unser Gemüse in das heiße Fett und nach knappen 5 Minuten sind unsere Chips fertig und nach weiteren 2 die Möhrensticks.

Auch diese werden abgetupft und noch schnell gesalzen. Juchhu! Wir haben es geschafft! Alles auf einem Teller anrichten oder in eine große Schüsseln geben und auf den Tisch stellen. Alles ist erlaubt! Hauptsache es kann geschlemmt werden. Der Moment ist da.... erst knusprig dann saftig zart, das Gemüse knackig weich.... was für eine herrliche Kombination!  Einfach Fried-tastisch!!!!

Ach so und trinken nicht vergessen!

Auf einen Liter Sprudelwasser eine kleine Hand voll gefrorener Erdbeeren und ein einziges Blatt Pfefferminz, versetzt so manchen Wasser-Muffel in freudiges Staunen. 

Ich wünsche Euch ein souliges Nachkochen! Guten Appetit! Haut rein!

Eure Bea