Herbert Pelzer - Krimiautor und viel mehr

Menschliche Abgründe und historische Hintergründe mit Lokalkolorit

Nörvenich/Region. Wer Interesse an guter Literatur hat die aus der Region stammt, der kommt seit inzwischen fünf Jahren nicht an den Romanen von Herbert Pelzer vorbei. Der vielschichtige und feine Beobachter versteht sich bestens auf das Verweben von außergewöhnlichen Lebenswegen mit dem Sichtbarmachen psychologischer Entwicklungen seiner Protagonisten, historischen Hintergründen und einer Portion Lokalkolorit. Dabei kommt ihm seine Versiertheit als Heimatforscher durchaus gut zu pass. Wer einmal einen der bislang vier erschienen Romanen angefangen hat, der will auch unbedingt wissen, wie die Geschichte ausgeht. Der kann das Buch nicht mehr weglegen.

Der gelernte Raumausstatter Herbert Pelzer lebt in Nörvenich und arbeitete, bevor er vor drei Jahren in den Ruhestand ging, in der Kölner Niederlassung von Deutschlands größtem Fundusbetrieb für Requisiten zur Film, Fernseh- und Theaterausstattung. Bevor er sich auf das Schreiben von Romanen verlegte, veröffentlichte er zwei Sachbücher mit Geschichtsthemen und Ahnenforschung über seinen Heimatort Nörvenich. Seine Tochter war es, die ihn eines Tages aufforderte: „Papa, schreib doch mal einen Roman.“ Es folgte sein erster Roman „Durch die Jahre“, in dem er die Geschichte der jüdischen Familie Treu erzählte. Dabei geht es um die Beschreibung deren Familienschicksals in den Jahren 1933-42 unter dem Nazi-Regime und was das für die Familie bedeutete. 2019 folgte sein zweites Werk "Knollenland". In dem erzählte Herbert Pelzer die Geschichte eines kleinen Jungen, dessen Vater plötzlich und früh verstarb. Mit seinen 12 Jahren zerbrach der Junge fast daran. In Folge glaubte er, dass er nie wieder glücklich werden könnte, wenn er das Dorf, das für all das Traurige, Schreckliche stand, nicht verließ.

In der Nacht seiner Flucht trifft er auf einen jugendlichen Mörder, mit dem er eine Schicksalsgemeinschaft eingeht und sich gemeinsam auf den Weg macht und erklärt nebenbei wozu die Verzweiflung Menschen treiben kann. „Knollenland“ wurde quasi Pelzers erster Kriminalroman, auf den der renommierte KBV-Verlag aufmerksam wurde. „Damals hatte ich mein Manuskript an 15 Verlage geschickt. Das auszuhalten hat sich am Ende gelohnt“, so der Schriftsteller, „denn ich bin froh, dass ich seither beim KBV-Verlag erscheine.“ „Es wird jemand sterben“ war dann auch der erste Roman im KBV-Verlag. Inzwischen hatte Herbert Pelzer sein Genre gefunden. Mit seinen Gesellschafts- und Schicksalsromanen garniert mit kriminellen Geschichten konnte er sich immer stärker etablieren.


„Ich schreibe aber keine typischen Krimis nach dem Motto 'Who done it' - die gibt es schon genug von anderen genialen Autoren. Bei mir steht nie der Kommissar, sondern der Täter im Vordergrund. Mich interessiert der psychologische Kontext. Warum macht ein Mensch kriminelles?“ Herbert Pelzer fokussiert sich in seinen Romanen vorzugsweise auf die 1950er, 60er und 70er Jahre und auf Protagonisten, die schlimme Kriegsereignisse mit sich herumtragen. Der Roman „Es wird jemand sterben“, erschien 2021 und spielt 1955 in einem Dorf des Dürener Umlands, der Rureifel - genauer der Zülpicher Börde. Die Menschen dort haben sich gerade vom Schlimmsten des vergangenen Krieges erholt. 

Genau in dieser Zeit, bricht das Böse in das namenlose Dorf ein. Eine junge Frau verschwindet und böse Verdächtigungen machen die Runde. Der Verdächtige, der gleichzeitig auch der Dorftrottel ist, wird von den anderen Bewohnern totgeschlagen. „Dies ist mein düsterster Roman, denn im Laufe der Geschichte sterben immer mehr Menschen auf mysteriöse Weise.“ Sein bislang letzter Roman „Niemand“ erschien im vergangen Jahr und erzählt die Geschichte zweier Männer, Vater und Sohn, die versuchen ihrem Leben eine bessere, positivere Wendung zu geben. Sie umschließt die Familiengeschichte zweier Generationen in den Jahren von 1889 bis 1868. Der Plot ist angelehnt an eine wahre Begebenheit in der Gemeinde Nörvenich, in der ein Findelkind aufgefunden und auf den Familiennamen Niemand getauft wurde.

Aktuell arbeitet Herbert Pelzer an seinem fünften Roman mit dem Arbeitstitel "Das Mädchen aus dem Brasselsmaar" und es sieht bereits jetzt so aus, als ob er sein erster typischer Krimi würde, in dem gleich von Anfang an der Kommissar auf dem Plan tritt und ermittelt. „Es wird sozusagen eine Art Anschluss-Roman von Niemand", verrät der Autor.

"Ich habe bei meinen Romanen kein Sendungsbewusstsein oder Message. Ich möchte niemanden belehren. Um was es mir geht ist, Protagonisten zu erfinden, um die etwas machen zu lassen, was ich mir ausgedacht habe. Sie werden im Laufe des Schreibens sogar eine Art Freunde. Ich mag sie alle, auch wenn es die fiesesten Mörder oder andere finstere Charaktere sind. Dabei schöpfe ich aus all meinen Erfahrungen und Geschichten meines eigenen Lebens und kann mich daran förmlich abarbeiten, um mich am Ende gut zu fühlen. Ich schreibe nicht um auf die Bestseller Listen zu kommen, sondern weil ich einfach Freude am Schreiben habe. Darüber hinaus noch etwas daran zu verdienen, ist natürlich auch schön. Beim Schreiben denke ich nie an Erfolge, Verkaufszahlen und freue mich, dass ich mit meinem Verleger Ralf Kramp jemanden gefunden habe, der ermöglicht, dass meine Romane zu meinen Lesern finden."

(bvl)