Der Schwarzstorch in der Eifel

Waldbewohner im schwarzen Gewand

Nettersheim/Region. Die Schwarzstörche sind schon zurück aus ihren Winterquartieren. Seit einigen Jahren kommen sie früher, so ab Mitte Februar bereits. Die großen Vögel mit dem metallisch glänzenden Gefiedersind sehr scheu, besonders am Horst während der Brut. Wahrscheinlich sind sie deshalb weit weniger bekannt als ihreklappenden Genossen – die Weißstörche, auch als „Klapperstörche“ bekannt. In Deutschland wären sie fast ausgestorben. Dank intensiver Schutzbemühungen haben sie sich wieder erholt. 

Die Zugvögel sind schon im Flug als „Störche“ zu erkennen. Die breiten Flügel, der lang ausgestreckte Hals, der lange rote Schnabel, sowie die langen rotgefärbten Beine sind sehr auffällige Merkmale. Im Gegensatz zu den Weißstörchensind seine Gefieder jedoch überwiegend schwarz. Bei kreisenden Schwarzstörchen sind die einzigen weißen Federpartien sehr leicht zu erkennen, nämlich der Bauch samt Unterschwanzdecken sowie die Achselfedern.  Die übrigen Federn sind schwarz. 

Bei kreisenden Schwarzstörchen sind die einzigen weißen Federpartien sehr leicht zu erkennen, nämlich der Bauch samt Unterschwanzdecken sowie die Achselfedern. Die übrigen Federn sind schwarz. Geringfügig kleiner als der Weißstorch, besitzt ein stehender Schwarzstorch eine Länge von 90 bis 105 Zentimeter. Seine Flügelspannweite beträgt 175 bis 200 Zentimeter. Trotz dieser beachtlichen Größe beträgt sein Gewicht nur etwa drei Kilogramm. Zwar kann man Männchen und Weibchen äußerlich nicht unterscheiden, der Experte erkennt aber die Altersstufen. Jungvögel haben nicht so lebhaft gefärbte Gefiederpartien wie Altvögel.

 Anders als sein weißer Cousin schätzt der Schwarzstorch die Nähe des Menschen überhaupt nicht. Wanderer dürften ihn kaum zu Gesicht bekommen, er ist ein „versteckter Vogel“. Er lebt sehr zurückgezogen in großen alten reich strukturierten Wäldern. Laub- und Laubmischwälder mit Lichtungen, Fließgewässern, Tümpeln, Teichen und Mooren sind sein idealer Lebensraum. Ebenso gehören in Waldnähe gelegene, feuchte, extensiv genutzte Wiesen zu einem optimalen Schwarzstorchhabitat. 

Seine Nahrung umfasst neben Fischen, Molchen, Fröschen, Würmern, Insekten und Kleinsäugern, auch junge Wasserpflanzen. Die hochgelegenen Eifelwälder bieten mit genügend Bächen, Quellen, Kleingewässern, Waldteichen und feuchten Wiesen die optimalen Voraussetzungen ihrer Nahrungsquellen. Aufgrund des kraftsparenden Segelns in der Thermik, sind dieVögel aber auch in der Lage, große Distanzen zwischen Neststandort und der Nahrungsquelle zurückzulegen. Seinen Horst legt der Schwarzstorch meist auf alten Bäumen mit starken Kronen an. Er ist sehr territorial und verteidigt sein Revier. „In der anfänglichen Brutphase und beim Bau des Horstes ist er höchst sensibel und störanfällig. Mit zu den schlimmsten Störquellen gehören allzu neugierige Hobbyfotografen, die am Horst die Brutaktivitäten aufnehmen wollen“, berichtet Jan-Roeland Vos, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Biostation Nettersheim.

 „Erfahrungsgemäß verweilen Schwarzstörche bis etwa August/ September in ihren Brutrevieren. Sieüberwintern in Westafrika und zunehmend in Europa, insbesondere in Spanien. Es sind nur wenige Brutpaare im NRW-Teil der Eifel bekannt. Häufige Horstwechsel, auch bedingt durch Entfernung von Horstbäumen, Prädation und Absturz, erschweren eine zuverlässige Einschätzung der Population. Horste werden zu oft gesucht und besucht, auch im Rahmen von Windkraftplanungen oder aus reiner Neugierde. 

Neben den bekannten Brutpaaren gibt es vermutlich noch einige nicht genau lokalisierte Brutpaare sowie Nichtbrüter. Regelmäßige Beobachtungen von überfliegenden Schwarzstörchen-vielleicht auch mit brutanzeigendem Verhalten, können nicht ohne weiteres einem Brutpaar zugeordnet werden. Diese „Nichtbrüter“, solitär aber auch paarweise, können auch Revierinhabende sein. Von einer kurzfristigen Zunahme der lokalen Population kann daher nicht die Rede sein. NRW-weit ist leider eine negative Tendenz erkennbar“, erläutert der Artenschützer Vos weiter.

Heinrich Pützler, Natur- und Heimatfotograf, der einen Teil der Fotos für diesen Artikel beisteuerte, hatte im letzten Jahr ein besonderes Treffen mit einem Schwarzstorch: „Ich befand mich auf dem Weg zu einem Biberrevier in der Nordeifel. Dabei entdeckte ich bei meiner Fahrt, auf einem Feld in der Nähe der Steinbachtalsperre, einen dunklen Fleck.Ich vermutete sofort einen Schwarzstorch und tatsächlich es war ein erwachsenes Tier. Bei meiner vorsichtigen Annäherung flog er auf, aber nicht weit weg.

Zu meinem Erstaunen landete er auf einem Telefonmast und zeigte sich gar nicht scheu. Fast zehn Minuten durfte ich ihn beobachten und fotografieren. In der Nähe von einem Horst würde ich die Vögel aber nie aufnehmen“, erzählt Heinrich Pützler von seiner besonders schönen „Zufallsbegegnung“.„Normalerweise sitze ich häufig bei der Tierfotografiegut getarnt in einem Versteck im Wald. Viele Menschen wissen aber nicht, dass es verboten ist mit einer Fotoausrüstung ohne Genehmigung Wildtieren im Wald nachzustellen“, gibt er auch einen ernsten Warnhinweis. 


So bleibt abschließend festzustellen: Der Schwarzstorch in der Eifel bleibtauch weiter ein seltener Bewohner in unserer Region. Doch die Umstellung auf nachhaltige, pflegliche und naturnahe Bewirtschaftung könnte dazu beitragen, dass wir den scheuen Schwarzstorch in unseren heimischen Wäldern wieder öfter sehen. So gewinnen auch zahlreiche andere Tierarten unter dem Motto: „Schützen und Nutzen“.

Autor: Peter Meurer
Fotos: Heinrich Pützler, A. Schumacher