Ukraine-Krieg ängstigt besonders Überlebende des 2. Weltkrieges Senioren im Haus Kappen werden nicht allein gelassen

Nideggen. Zerbombte Städte, verkohlte Häuser und Autos, traumatisierte Menschen, die in U-Bahnschächten und Kellern Schutz suchen, weinende Frauen und Kinder, die sich von ihren Männern, Vätern ins Ungewisse verabschieden und lautes Sirenengeheule - die mediale Berichterstattung über den russischen Krieg in der Ukraine drückt augenblicklich auch auf das Gemüt der Menschen in Deutschland. Aber besonders hart trifft es ältere Menschen, vor allem jene, die noch Erinnerungen aus der Zeit des 2. Weltkrieges haben.

Wie empfinden Bewohnerinnen und Bewohner eines Seniorenwohnheimes diese schlimme Zeit? Diese Fragen stellte Eifel Pur der Leitung von Haus Kappen, einer familiengeführten Senioreneinrichtung in Nideggen, in der aktuell noch zehn über 90-jährige Bewohner leben. 

„Da werden schlimme Erinnerungen wach. Was den aktuellen Krieg betrifft, aber auch die entbehrungsreiche Zeit des Wiederaufbaus wird für unsere Bewohner  wieder lebendig und sehr bewusst", so Dominic Middendorf. „Den vielen Informationen über den Krieg kann niemand entfliehen. Die Zeitungen und Fernsehnachrichten befeuern viele Diskussionen und lassen alte, längst vergangene Ängste wieder aufleben. Wir lassen unsere Seniorinnen und Senioren mit ihren Ängsten nicht allein und stehen jederzeit für Gespräche bereit."

Das Team von Haus Kappen hat entschieden, in dieser Sache klar Flagge zu zeigen. Sie positionieren sich deutlich gegen den Krieg und haben als kleines Zeichen der Solidarität Urlaubstage gespendet. Der dadurch gesparte Arbeitslohn wird an die RTL-Aktion „Wir helfen Kindern“ weitergeleitet. „Da kommen schon ein paar tausend Euro zusammen. Wir sind stolz auf unser Team, weil es für die richtigen Werte einsteht und darüber hinaus bereit ist, etwas dafür zu tun.

Es ist sogar bereit, auf Tage ihres Jahresurlaubes zu verzichten", freut sich Dominic Middendorf. Weitere Hilfsmaßnahmen sind die Einstellung einer Ukrainerin, Sachspenden wie Medikamente und Verbandsmaterial.
Um sich stets aktuell darüber abzusprechen, was man noch tun kann, hat das Team eine Whats App-Gruppe eingerichtet. Aber auch die Heimleitung wurde bereits aktiv: eine separateRäumlichkeit, die eigentlich für Büro und Aufenthalt geplant war, ist jetzt als Unterkunft für ukrainische Kriegsflüchtlinge eingerichtet worden. Dort können bis zu acht Personen ab sofort untergebracht werden. Selbstverständlich wurde auch diese Entscheidung vom ganzen Team mitgetragen. "Ich finde es toll, dass unser Team das ganze Haus mit ukrainischen Farben bedacht hat und zahlreiche Friedenstauben gebastelt hat, die uns nun noch eindringlicher an das hohe Gut des Friedens erinnern", so der Heimleiter weiter.

(bvl)
Foto: privat