Waldi’s Verzällche Oktober


Es war die spontane Initiative von meiner Lebensgefährtin Sonja, aber auch eine gemeinsame Entscheidung zu der wir uns entschlossen hatten. Nämlich persönlich von der Queen“ Abschied zu nehmen, und nach England zu reisen. Dass die Engländer verrückt sind wussten wir, dass wir beide für die dreitägige Reise einen vierstelligen Betrag in Kauf nahmen, wie verrückt waren wir eigentlich. Hätten wir beide die günstigste Dauerkarte vom 1. FC Köln, könnten wir dafür fast 10 Jahre einen Stehplatz besetzen. Das Geschäft der Engländer zu diesem Jahrhundertereignis: Am nächsten Tag war die Reise schon doppelt so teuer. Aber wir wollten der „Queen“ nun mal die letzte Ehre erweisen, und am geschlossenen Sarg vorbeiziehen. Neun Stunden Wartezeit haben wir hinnehmen müssen, dann waren wir wie über250.000 Menschen aus aller Welt in der Westminster Hall am Sarg der „Queen“. „Wir haben so viele Tausende Menschen da draußen gesehen, und wir glauben, niemand könne behaupten, dass die verstorbene Monarchin diesen Abschied nicht verdient hat. Die Tage in London standen atmosphärisch unter einer großen Ergriffenheit und Gemeinschaftsgefühl“, sagt Sonja. Die „Queen“ war ja auch ein außergewöhnlicher Mensch, in ihrem Leben, und in mehr als 70 Jahren Regentschaft. Eine Frau die viele inspirierte und Mut machte. Eine Frau der auch ich alle Hochachtung entgegenbracht habe, ein Vorbild an Willen, Entschlossenheit und Zuverlässigkeit. Die Last die sie trug- auch die familiären Skandale- trug sie mit Würde, Anstand und Stolz. „So lange ich denken kann, haben mich die Bilder der „Queen“ durch mein Leben begleitet“, sagt Sonja. „Ihre Anteilnahme am Zeitgeschehen, ihre Ausstrahlung und souveränen Amtshandlungen haben mich stets fasziniert und begeistert“, legt sie nach. Das alles hat die Monarchin auf ihre eigene Weise geprägt. Und sie hatte den typisch britischen Humor. Man denke da an den Clip anlässlich ihres 70-jährigem Thronjubiläum, wo sie zu einer Teestunde mit der Kinderbuchfigur „Paddington Bär“ zu einem Dreamteam wurden, und sie sich gegenseitig die Marmeladenbrote zeigten- die „Queen“ aus der Handtasche. Ein rührender Sketch der weltweit begeisterte. Man hatte sie nie getroffen, kannte sie nur vom Fernsehen, aber es fühlte sich an, als wäre ein Familienmitglied verstorben. Mit unserer Kondolenz fühlen wir uns auch als Teil der Geschichte, denn, irgendwie war sie ja auch unser aller „Queen“. Nach einer großen Leere ist nun auch wieder Alltag in England.                                                       Manchmal scheint die ganze Welt entvölkert zu sein, wenn ein einziger Mensch fehlt. Trauerspruch von Alphonse de Lamartine

Bes nächste Mond – Euer Waldi

Autor: Peter Meurer