Sorgen eines Eifeler Landwirtes

Blitzeinschlag in der Nähe von Windrädern

Raffelsbrand/Nordeifel. Einer der vielen, weitläufigen und beeindruckenden Ausblicke in der Eifel ist oberhalb von Raffelsbrand. Auch hier gehören beim schweifenden Blick in die Natur Windräder schon lange zum Erscheinungsbild. Und das gestaltet sich nicht immer im Einklang mit der Natur und den Anwohnern.

Ein Windrad auf einer Erhebung in Raffelsbrand sorgt seit seiner Errichtung mutmaßlich für Probleme bei Landwirt Otto Theißen, dessen Hof rund 400 Meter von der Anlage entfernt ist. EifelDrei.TV Reporter Jürgen Neuß will sich vor Ort die Probleme schildern lassen.

Der diplomierte Agraringenieur Otto Theißen führt seinen Hof seit 5 Jahrzehnten. Traditionell, so wie man Landwirtschaft von früher her kennt. Hier gibt es weder Melkroboter noch Wellnesseinrichtungen für Kühe – hier zählt Handarbeit. An jedem Tag im Jahr. „Urlaub“ ist für Otto Theißen eher ein Fremdwort. Dennoch liebt er seinen Beruf und seinen Hof und ist damit auch bundesweit sehr erfolgreich. Als Züchter der klassischen Eifler Kuhrasse, der wuchtigen, widerstandsfähigen Rotbunten, hat der Landwirt immer wieder Preise errungen.

Doch die ländliche Idylle wird seit geraumer Zeit von einem Windrad gestört: Otto Theißen ist davon überzeugt, dass der Infraschall der Windanlage zu Beeinträchtigungen von Mensch und Tier rund um sein Anwesen sorgt. Infraschall ist nicht hörbar, aber die langwelligen Frequenzen um die 4 Hertz treffen ungebremst auf Haus und Stallungen von Otto Theißen.

Seit geraumer Zeit versucht der Landwirt, über seinen Anwalt eine Regelung seitens der zuständigen Behörden zu erwirken – dabei verweist er in seinen zahlreichen Schreiben an den Landrat unter anderem auch auf Schäden an den Gebäuden, die der studierte Ingenieur auf tieffrequente Vibrationen zurückführt.

Mit dem Infraschall muss sich der Eifeler Landwirt noch notgedrungen abfinden, aber ein anderes Ereignis bereitet ihm wirklich Sorge – er vermutet einen Blitzeinschlag oder Kurzschluss, der für ihn sichtbar in der Windkraftanlage am 24. November des vergangenen Jahres stattgefunden haben soll. Über einen sogenannten Data-Log der Anlage könnte man dazu eventuell Genaueres erfahren, doch diese Informationen hat Otto Theissen bislang nicht. Er vermutet, dass die Tiere im Stall Stromschläge erlitten, hergeleitet über eine Wasserader unter dem Gebäude. 

Er war in diesem Moment selbst im Stall. Otto O-Ton: „Es war ja gegen 10 Uhr abends. Da flogen auf einmal alle Kühe auf, vor allen Dingen die Kuh, wo die Hauptader ist. Die hat den Stall so zusammen gebrüllt, das hab ich in meinem ganzen Leben noch nicht gehört.“ Die betroffene Kuh stand direkt neben einem Stahlträger mit Stütze. Tierarzt Heiko Nores hat die Versorgung der Tiere übernommen und ist regelmäßig im Stall. Er stellte neben auffälligen Wunden und Merkmalen auch einen erhöhten Keimgehalt in der Milch auf. Das bestätigt auch die ausgebildete Landwirtin Marion Doum, die als Milchkontrolleurin für den Milchverband die nötigen Messreihen betreut. Die Vergleichswerte sind bei den betroffenen Kühen um das 10fache gestiegen, im Vergleich zum Vormonat.

Die Situation vor Ort lässt sich von EifelDrei.TV-Reporter Jürgen Neuß von Otto Theißen zeigen. Dabei besucht man die Stelle unterhalb des Gebäudekomplexes, wo die Wasserader gemeinsam mit Drainagenwasser wieder an die Oberfläche kommt. Das Windrad steht auf der Höhe auf der anderen Seite des Hofes. Rund 400 Meter entfernt. Und genau von da oben läuft eine unterirdische Wasserader. Nichts Ungewöhnliches am Rand des Venns.Der professionelle Rutengänger Thomas Walczybok aus Schermbeck hat die Situation über mehrere Wochen nach dem Ereignis ausgemessen und Otto Theissen das auch bestätigt, Zitat: „Die von mir gemessene Breite der schräg in den Stall laufenden, unterirdischen Wasserader beträgt ca. 12–13 m. Ziemlich breit. Wenn Sie die Eingangstür von Herrn Theissen im Rücken haben, von der rechten Windkraftanlage schräg diagonal in den Stall.“


Otto Theißen fühlt sich mit seinen Sorgen im Stich gelassen – auf sämtliche Einwendungen an die Landratsbehörde erhielt er nur Absagen. Dies bestätigte uns auf Anfrage auch Geschäftsführer Klaus Wildrath von REA GmbH in Düren, die das Windrad betreibt und erst auf unsere Anfrage hin von dem Vorfall erfuhr:

„Über viele Jahre lief gegen den Kreis Düren als Genehmigungsbehörde ein Klageverfahren, bei welchem wir jedoch nur Beigeladene waren. Alle Beschwerden und Klagen wurden sowohl vom Kreis Düren, als auch vom Verwaltungsgericht Aachen und sogar vom Oberverwaltungsgericht Münster vollumfänglich abgewiesen. Von dem von Ihnen genannten Ereignis hatten wir bis zu Ihrer Mail keine Kenntnis. Weder ist jemand an uns herangetreten, noch liegen uns eine Beschwerde o. ä. noch sonstige Informationen vor“, so Klaus Wildrath, Geschäftsführer der REA GmbH, Düren.


Die Windräder in der unmittelbaren Umgebung der Anwohner in Raffelsbrand beeinträchtigen nicht nur das Leben von Otto Theißen. Es gibt auch Nachbarn, die inzwischen aus diesen Gründen weggezogen sind. Das wäre für den Raffelsbrander Landwirt keine Option. Für ihn gibt es eigentlich nur eine Möglichkeit: Das Windrad muss abgebaut werden. Das wird wohl kaum möglich sein und so bleibt die Lage, wie das Wetter vor Ort beim Dreh: nebulös…


(dn)Fotos: EifelDrei.TV