Farbrausch mit symbolhaften Botschaften

Die textilen Farbwelten von Anke Burchardt

Simmerath-Woffelsbach/Nordeifel. Übersehen kann man die Werke der Textilkünstlerin Anke Burchardt nicht. In ihrer lebensfrohen Farbigkeit üben sie eine starke Anziehungskraft auf den Betrachter aus. Ob groß- oder kleinformatig,  ihre textilen Kunstwerke, das spürt man gleich, scheinen wie meditative Botschaften aus einer Welt ohne nationale Grenzen. Sind kunterbunte Statements, die Farben, Strukturen und textile Techniken unterschiedlichster Epochen aus allen Kontinenten zusammenfassen. Als eine Weltbürgerin, die sie nun mal als in Costa Rica geborene ist, sind orientalische, südamerikanische oder asiatische Einflüsse nicht zu verleugnen.  

Die Intentionen, die die Künstlerin in ihren Arbeiten verarbeitet, haben oft einen Bezug zum aktuellen Weltgeschehen oder zu Dingen, die sie beschäftigen, manchmal sogar wütend macht. 

"Mich interessieren Farben und unterschiedliche textile Techniken. Sticken, stricken, nähen, klöppeln - handwerkliche Arbeiten, die ich früher überhaupt nicht mochte, sind heute der Dreh- und Angelpunkt meiner künstlerischen Arbeiten", verblüfft die gelernte Grundschullehrerin und Mutter von vier Kindern.

 "Ich nähe sogenannte Quilts, d. h. fast so etwas wie Steppdecken, deren Oberseiten immer kunstvoll gestaltet sind. Manchmal verarbeite ich in diesen Gestaltungen Erinnerungen. Manchmal, wenn ich mich nicht so gut fühle, arbeite ich gerne an besonders farbigen Zusammensetzungen. Dabei gehe ich nie strukturiert, geplant vor, sondern immer intuitiv. Je nach Stimmung.

Ich gestehe, ich habe ein besonderes Faible für Farbexplosionen. Manchmal verbinde ich damit Lebensfreude, manchmal aber auch Wut über Themen, die mir über den Weg laufen. Ich denke da zum Beispiel an Gewalt an Frauen." Manchmal fließen in einem Kunstwerk gleich alle unterschiedlichen Techniken mit ein. Wie beispielsweise das Einarbeiten von Stickereien aus Afghanistan oder Klöppelspitze, Perlen, selbstgefärbte Stoffelemente und Swarovski-Steinchen. Wie lange sie für ein Kunstwerk braucht, hat in erster Linie mit der Größe, aber auch mit der Intention zu tun.

Projekt Farbrausch Die Intention bei ihrem Kunstprojet „Farbrausch“ war 100 Tage lang, täglich ein 15x15 m großes Quadrat zu nähen - immer Schwarz und Weiß, kombiniert  mit je einer weiteren, anderen Farbe. Zum Abschluss wurden die Quadrate noch mit der gleichen Farbpalette bestickt. Diese 100 Quadrate nähte die Künstlerin final alle auf einer Fläche von 125x135 Quadratzentimeter zusammen.

Anke Burchardt übt ihre Kunst, in der jedes Werk eine andere Geschichte erzählt,  seit inzwischen 25 Jahre aus. Anfänglich produzierte sie Bettdecken und Kinder-Krabbeldecken - bis sich alles verselbstständigte. Ihre Kunst, in der auch ihr ansteckend lebensbejahendes Wesen heraus strahlt, fällt auch in ihrem Beruf als Grundschullehrerin auf fruchtbaren Boden. Nachdem sie 24 Jahre an der Grundschule in Simmerath-Steckenborn tätig war, arbeitet sie nun seit vier Jahren an einer Brennpunktschule in Stolberg. Auch dort wirkte ihre Kunst ansteckend und konnte den Schülerinnen und Schülern die Freude an Textilien und Farben weitergeben.


Und das mit großem Erfolg. So nahmen sie an einem Wettbewerb zum Thema "Biber in der Eifel", einer Aktion der Biologischen Station des Kreises Düren teil. Dabei konnten sie den ersten Platz belegen. Der Preis beinhaltete eine dreitägige Klassenfahrt nach Hergarten, inklusive eine Teilnahme des Projektes "Biber sucht Kunst" der Internationalen Kunstakademie Heimbach.

Einen weiteren, großartigen Erfolg konnte Anke Burchardt mit der gleichen Schulklasse beim Wettbewerb der Initiative Handarbeit des Fachverbandes Textil e. V. in Kooperation mit den Kultusministerien zum Thema "In Hülle und Fülle" erzielen. Ausgezeichnet mit dem 1. Platz, erhielt die leidenschaftliche Lehrerin zusammen mit acht Kindern eine Einladung nach Berlin.

Alle diese Aktivitäten führten letztendlich zu ihrer ersten Einzelausstellung im Kloster-Kultur-Keller des Franziskanerklosters in Vossenack. Seit 2015 folgten weiter Einzel- und Gruppenausstellungen in Hürtgenwald, Simmerath, Monschau, Belgien und Luxemburg.

Anke Burchardt ist Mitglied im Kunstkreis Nordeifel e. V. und war erst kürzlich in der Gruppenausstellung des Vereins im Monschauer Aukloster mit einigen ihrer Werke vertreten.

"Diese schönen Erfolge ermutigen mich für weitere Projekte, Experimente und Arbeiten mit meiner Leidenschaft für Textilien und Farben."

Text und Fotos: (bvl)