Eine heikle Angelegenheit

Vor kurzem geschah etwas, was mich zum Nachdenken brachte. Wir waren bei einer befreundeten Familie eingeladen. Bei dem Planungstelefonat sprach ich mit dem Oberhaupt der Familie. Er fragte mich, ob ich denn auch Kaffee trinken würde. Wie aus der Pistole geschossen kam die Frage “hast du denn einen Vollautomaten?”. Etwas pikiert verneinte er dies, aber es sei ein Kapselautomat. “Och dann trinke ich Tee” kam es wieder von mir. Oweia ... erst nach einer Ewigkeit des Schweigens realisierte ich, was ich da angestellt hatte. In den Niederlanden wäre ich für den Fauxpas des Landes verwiesen worden.

Aber gut, ich versuchte meine durchaus offensichtliche Unhöflichkeit mit einem, scheinbar noch nicht überwundenen Trauma meinerseits zu erklären. Ich fasse es kurz zusammen: Bei einem Gespräch bei einer Arbeitskollegin wurde mir ein Kaffee angeboten den ich dankend annahm. Irritierend fand ich die Frage welchen denn? Na, Kaffee halt. Ich bekam meine Tasse vor die Nase gestellt und sie nahm mit einem futuristischen Latte macchiato gegenüber von mir Platz. Überflüssigerweise ließ sie einen Regen aus Rohrohrzucker auf die wolkengleiche Milchschaumhaube nieseln. Meinem erstaunten Gesichtsausdruck entgegnete sie nur mit einem Achselzucken und der Anmerkung sie habe einen Vollautomaten.

Meine Güte, woher sollte ich das denn wissen. Aber gut, ich trank meine Brühe mit soviel Würde wie ich nur konnte. Allerdings half mein offenbartes Trauma leider nur wenig um die Situation zu retten aber so erkannte ich, dass Kaffee nicht einfach nur Kaffee ist, sondern eine wirklich heikle Angelegenheit sein kann. Zum Beispiel nimmt sich "Der Businessman" den schnellen Espresso am Nachmittag zum Überleben, die Hausfrau und Mutter braucht aus dem gleichen Grund den übersüßten Cappuccino. Was für den einen der beste Mahlgrad der Welt ist, lässt den anderen zum spontanen Teetrinker mutieren.

Wieder ein anderer verwöhnt seine Gäste mit so vielen Geschmackssorten, dass diese zwar glücklich nach Hause gehen aber die nächsten drei Nächte nicht mehr schlafen können. Wie kann diese Gratwanderung der Passionen und Höflichkeiten denn nur umschifft werden? Ganz einfach! Mit meinen “Koffie-Cupcakes”. Damit hat “koffie”, oder Kaffee nichts heikles mehr an sich sondern nur noch Genuss in Vollendung (und ich darf vielleicht wieder in die Niederlande einreisen).

Für ca. 16 Stück

Muffin:
32 Muffin-Förmchen
150 gr Butter (zimmerwarm)
150 gr Rohrohrzucker
3 Eier
2 EL Instantkaffee
200 gr Mehl (ggf. glutenfrei)
1 Pk Backpulver
1 Prise Salz
100 ml Sahne
1 EL Backkakaopulver

Highlighter:
4 Espressi
1 EL Instantkaffee
100 gr Rohrohrzucker
1 EL Vanillepaste (oder 2 Pk Vanillezucker)

Topping:
400 ml Sahne
2 Pk Vanillezucker

Diese kleinen Schätzchen scheinen wahre Kalorienbomben zu sein. Naja sie scheinen nicht so, sie sind es ... aber ich tausche gerne die Sahne gegen eine fettreduzierte aus. So habe ich fast das Gefühl etwas Gesundes zu essen. 

Aber mal ganz ehrlich, Kaffee in Gebäckform macht einfach unglaublich glücklich und munter, was wünscht man sich mehr?  Oh, das Rezept natürlich also fangen wir an. Die Vorbereitungszeit dauert nicht länger als 20 Minuten, 


Backzeit beträgt 25 Minuten, das Topping aufsetzen nochmal 15 Minuten und in der Abkühlphase lassen wir uns einen leckeren Kaffee zur Steigerung der Vorfreude schmecken. Es hält sich also alles in einem überschaubaren Rahmen. Wir starten, indem wir den Ofen auf 160°C Heißluft vorheizen. Jetzt wird es einfach, Butter und Zucker werden als erstes cremig gerührt, es folgen die Eier und die Sahne. Wenn sich alle Komponenten verbunden haben, fügen wir noch Mehl, Backpulver, Kakao und Salz hinzu. 

 Der Instantkaffee kann entweder einfach so wie er ist unter den Teig gemengt werden oder er wird im Mörser ein bisschen feiner gerieben, sodass er sich besser im Teig verteilen kann. Auf diese beiden Arten hat man entweder kleine Kaffee-Highlights oder einen einheitlichen Geschmack. Beide Varianten sind unfassbar aufregend, gerade  wenn man den ersten Bissen nimmt. Weiter geht es. Die Muffin-Förmchen werden doppelt verwendet um eine bessere Stabilität zu gewährleisten.

 Die Förmchen werden bis zur Hälfte mit dem köstlichen Teig (er schmeckt auch im Rohzustand verführerisch gut) gefüllt und für 25 Minuten gebacken. Herausnehmen und zum weiterverarbeiten komplett abkühlen lassen. In der Zwischenzeit bereiten wir schon einmal unseren Highlighter vor, indem wir vier Espressi in einem Topf mit 100 gr Zucker und der Vanillepaste aufkochen lassen bis sich der Zucker vollständig aufgelöst hat. Naschen definitiv erlaubt! Beiseite stellen und abkühlen lassen. Weiter geht es zum Topping, was mit seiner Schlichtheit überzeugt. Einfach die Sahne mit dem Vanillezucker sehr steif schlagen, bis es fast butterig wirkt - aber halt nur fast! Kühlstellen bis wir es wieder brauchen. Endlich… endlich… endlich sind die Muffins abgekühlt und wir dürfen alles zusammensetzen, was für mich persönlich der absolut aufregendste Moment beim Backen ist.  Mit einem Pinsel bestreichen wir die Muffins mit unserer Kaffee-Zucker Mischung, bis sie eine schöne dunkle Farbe angenommen haben. 

Aber „let op“! Sie dürfen nicht zu nass werden. Nun füllen wir unser Sahne-Topping in einen Spritzbeutel mit Sterntülle (groß falls vorhanden). Um eine schöne Spitze zu bekommen fangen wir in der Mitte des Muffins an und arbeiten uns kreisförmig nach außen. Sind wir außen angekommen gehen wir weiter in die Höhe bis unsere Wunschform entstanden ist. Der Muffin ist nun nicht mehr nur ein Muffin, sondern gekrönt zum edlen Cupcake. Mit Rohrohrzucker (dem Latte macchiato gleich) oder mit Kakaopulver verzieren und voilá der wahrgewordene Kaffeetraum steht vor einem. 

Kaum zu glauben, gleich wird gekostet... und ... die Süße des Teiges trifft auf die Herbheit des Kaffees und die Creme rundet alles zu einem vollkommenen Traum in den Wolken ab. Mmmmhhhhh.

Ach so und trinken nicht vergessen! 
Am besten passen hierzu einfach alle Arten von Kaffee und Milchgetränken, egal ob heiß oder kalt!

Ich wünsche Euch ein souliges Nachkochen!
Eure Bea