Waldi’s Verzällche

Ich bin ja selbst seit einigen Jahren Maler und kann daher für mich behaupten, dass ich, der „Eifel- Rembrandt“ mit Leinwand, Staffelei und Rahmen umzugehen weiß, obwohl mein Kumpel Detlev Kümmel mir bescheinigt, dass ich auch zum Thema Malerei, wie im normalen Leben zu oft instinktiv und spontan handele. Das wurde mir dann auch zum Verhängnis. Es kam so: Rolf aus Baesweiler wollte das Bild seiner Schwiegermutter in der ZDF- Sendung „Bares für Rares“ verkaufen. „Der Alchemist in seinem Laboratorium“ von Charles Meer Webb.

Anhand der Signatur auf 1869 datiert. Ein kleines Bild mit einer Menge drauf. Der Zustand war altersgemäß gut, und wurde von der Expertin zwischen 700 und 1000 Euro geschätzt. Eine kleine Beschädigung unten hatte das Bild. Da kam einmal auf der Rückseite ein Nagel durch, wies der Verkäufer auf ein kleines Loch hin. Mit einem Tuch verdeckt kam das alte wertvolle Gemälde in den Händlerraum. Wer immer es abdeckt, das Objekt kann zu euch hinfallen, warnte die Fernseh- Regie. Da ich mir selbst schon von Berufswegen eine ruhige Hand bescheinigte sagte ich: „Hör mal, wir sind doch alles Profis“, und zog das Stofftuch herunter. 

Dabei rammte ich das obere Ende der Staffelei in die Leinwand. Meine Händlerkollegen waren geschockt. 150 Jahre hat das Bild überlebt, und dann kam der Eifler, werden sie gedacht haben. Zum ersten Mal in der Geschichte der Sendung ein derartiges Missgeschick, und ausgerechnet von mir. Nach über neun Jahren Sendung, eine unschöne „Premiere“. Für meine Mitstreiter war ein Deal damit vom Tisch. „Ihr seid ja jetzt alle raus, also werde ich das Bild kaufen“, sagte ich. Ohne Verhandlung hatten wir uns auf 800 Euro geeinigt. Danach habe ich es fachmännisch restaurieren lassen, und einen Käufer für das wiederhergestellte Bild gefunden.

Der hat sich nach Erhalt des Gemäldes noch mal telefonisch gemeldet. Er hatte gedacht meine Zerstörung wäre noch vorhanden, und klang ein wenig enttäuscht. Zählt denn mein Missgeschick in weitestem Sinne auch als Kunst? Wer soll das verstehen! Kunst ist eben Freiheit. Oder: „Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit“, sagte einst Karl Valentin, und Bob Ross- amerikanischer Maler: Wir machen keine Fehler, nur glückliche kleine Missgeschicke.


Bes nächste Mond - Euer Waldi


Autor: Peter Meurer