Die Natur regelt alles

Blumenwiesen-Fieber in Rollesbroich

Rollesbroich. Zarte Gräser, die sich im lauen Sommerwind wiegen, bunte Blumen, umschwirrt von Bienen, Hummeln und Schmetterlingen - Wildblumenwiesen sind für viele Menschen ein Stück Kindheit, denn früher waren sie ein fester Bestandteil der Landschaften rings um uns her. Doch Mohn, Wegwarte & Co. wurden immer seltener. Inzwischen scheinen sich die Zeiten wieder zu wandeln. Blühstreifen und Ackerrandstreifen sieht man häufiger und so mancher Gärtner ist wieder mit dem „Wildblumenwiesen-Fieber“ infiziert.

Wildblumenwiesen sind ökologisch wertvolle Biotope, die vielen Pflanzen- und Tierarten Lebensraum bieten. Außerdem wird im Boden unter dem sogenannten „Dauergrünland“ eine große Menge Kohlenstoff gespeichert. Die Anlage von Wiesen ist daher nicht nur eine Maßnahme für mehr biologische Vielfalt, sondern auch für den Klimaschutz.

In Simmerath-Rollesbroich gibt es gleich mehrere solcher Wiesen zu bestaunen. Auf dem örtlichen Friedhof bringen sie neben der ökologischen Wirkung, auch wohltuende Erholung für die Seele und dem Wohlbefinden - zumindest für Menschen, die dafür empfänglich sind. Nachdem vor Jahren ein geplantes Feuerwehr-Gerätehaus wieder verworfen wurde, entstand eine große Brachfläche. Der Verein für Heimatgeschichte Rollesbroich e. V. hatte mit seinem Vorschlag, dort eine Magerwiese anzulegen Erfolg.

Zusammen mit der Gemeindeverwaltung Simmerath und der Biologischen Station Stolberg stemmte man die Finanzmittel dafür und begann den Boden zu bearbeiten. „Anfänglich wurde das Thema  in Rollesbroich noch kontrovers diskutiert, aber letztlich einigte man sich 2018", erinnert sich Erich Wilden, 1. Vorsitzender des Vereins. Doch dann kam wieder alles anders: genau an dieser Stelle, im Schatten der Dorfkirche an der Dürener Straße/Ecke Friedhofsweg, entsteht augenblicklich ein langersehnter Dorfladen. So musste eine Ausgleichsfläche gefunden werden. Die fand man auf dem Friedhof. Die wundervollen, blühenden Wiesen finden Interessierte direkt im Eingangsbereich und warten darauf die Betrachter zu verzaubern

„Der Bauhof trug die alte, zu fette Erde ab und brachte magerere Erde auf. Insgesamt säten fünf Vereinsmitglieder die Wiesen ein. Augenblicklich haben sie jahreszeitbedingt die beste Zeit hinter sich. Aber wenigstens müssen wir nicht wässern. Die Natur regelt alles. Natürlich ist das Thema Friedhof eher traurig besetzt, aber diese wundervollen Blütenflächen trösten und machen ein wenig lebensfroher", schwärmt Erich Wilden. Schöner Nebeneffekt ist, dass die Kinder des nebenan gelegenen Kindergartens gerne vorbeikommen und bei einer Art Anschauungsunterricht viel Wissenswertes über Flora und Fauna lernen. „Inzwischen reisen sogar Schaulustige dann und wann an, um dieses zwar nicht spektakuläre aber hinreißend schöne Kleinod, zu genießen.“