Anwalt des Waldes

Das Regionalforstamt Rureifel-Jülicher Börde

Hürtgenwald-Hürtgen/Region.„Ich finde es wichtig, dass man den Wald, um den man sich kümmert,auch genau kennt. Auch seine Geschichte. Wir haben hier in unserem Verantwortungsbereich Wälder, die schon sehr alt sind. Wie zum Beispiel der zentrale Hürtgenwald, der Propsteiwald bei Eschweiler und der sogenannte Reichswald bei Würselen" versucht Robert Jansen, Forstamtsleiter Rureifel-Jülicher Börde mit Sitz in Hürtgenwald-Hürtgen, die gewaltigen Dimensionen der weitläufigen Forst- und Waldgebiete die er und seine Mitarbeiter zu betreuen haben, zu skizzieren

Die Wälder im Wirkungsradius des Hürtgener Teamsgehen auf die Karolingerzeit zurück. In jener Zeit wurden sie durch "Wehrmeistereien" beaufsichtigt und bewirtschaftet. Manche Bereiche wurden als Lehen an das Domkapitel nach Köln abgegeben. Das durfte sich dann an Wild, Fisch und Holz nach Gutdünken  bedienen.

Das RegionalforstamtHeute ist das Regionalforstamt Rureifel-Jülicher Börde eines von 16 Forstämtern von Wald und Holz NRW. Der Zuständigkeitsbereich des Forstamtes erstreckt sich entlang der belgischen und niederländischen Grenze vom Nordrand der Eifel weit in die Flachlandbereiche der Erkelenzer und Jülicher Börde hinein. Nordrhein-Westfalen ist mit mehr als 18 Mio. Einwohnerinnen und Einwohnern das bevölkerungsstärkste Bundesland Deutschlands. Es erstreckt sich über eine Fläche von 3,4 Mio. Hektar. 



Der Wald nimmt mit ca. 934.800 Hektar etwa 27 Prozent der Fläche ein. Dabei ist der Anteil des Privatwaldes mit 64 Prozent höher als in jedem anderen Bundesland. 

Im Industrieland Nordrhein-Westfalen erfüllt der Wald wertvolle Erholungs- und Schutzfunktionen und ist dabei gerade auch für die biologische Vielfalt unersetzlich. Zugleich hat der Wald in NRW aber auch eine große ökonomische Bedeutung. Die Außenstelle des Landesbetriebs Wald und Holz (untere Forstbehörde) ist forstbehördlich zuständig für die Kreise Heinsberg, 

Düren (außer den Kommunalgebieten Heimbach, Nideggen, Kreuzau, Nörvenich und Vettweiß) sowie die StädteRegion Aachen. Sie ist ein kleiner, mittelständiger Betrieb mit aktuell 65 Mitarbeiter*innen, der für sechs staatliche Reviere verantwortlich ist und für sechs Reviere die in Dienstleistung für den Privat- und Kommunalwald tätig sind. Ihre Aufgabe ist es, als Anwalt des Waldes, mit Stellungnahmen zur Walderhaltung und –Vermehrung, im Rahmen Träger öffentlicher Belange, einzutreten. Die Dienstleistungen werden auf vertraglicher Basis für private und kommunale Waldbesitzer realisiert. 

Und - last not least - nichts Geringeres als die Bewirtschaftung  des größten Staatswalds in NRW. Nur das Forstamt Hochstift Paderborn ist größer. Weitere Besonderheiten für die das Regionalforstamt in Hürtgen verantwortlich zeichnet, ist die erfolgreiche Wiederansiedlung des Bibers vor nunmehr 40 Jahren im Hürtgenwald, der Hochseilgarten in Raffelsbrand, der Bodenerlebnispfad Todtenbruch, das Museumssägewerk Zweifall mit Waldlehrpfad und der hauseigene Hofladen „Wild genießen“ mit portioniertem, gefrorenem und einvakuumiertem Fleisch heimischer Wildarten wie Rot-, Reh-, Schwarz- und Muffelwild.

Der Wald im Fokus
Der Wald, von vielen Menschen als der Inbegriff der ungestörten Natur empfunden, ist nicht nur Lebensraum für seine spezielle Tier- und Pflanzenwelt und wichtige CO2-Senke, sondern auch eine seit Jahrhunderten vom Menschen geprägte Kulturlandschaft, also Wirtschaftsraum und Wirtschaftsfaktor und darüber hinaus heute - besonders in Deutschland - Erholungs- und Freizeitraum. 

Im bevölkerungs- und privatwaldreichsten Bundesland NRW zum Beispiel nehmen die Menschen den Wald als Allgemeingut wahr, auch ohne die besondere Situation der verschiedenen Waldbesitzformen in NRW zu kennen. Für ein gedeihliches Miteinander von Mensch und Natur, weist Robert Jansen auf grundsätzliches und aktuelle Entwicklungen hin: „Ich erwarte, dass Waldbesucher mehr Rücksicht aufeinander nehmen. Die Corona Pandemie und ihre Einschränkungen hat viele Menschen ihre unmittelbare Heimat wieder näher gebracht, was ich persönlich sehr gut finde. Dadurch wurde die Natur direkt vor unserer Haustüre wieder wertvoll. Aber dabei waren die Wanderparkplätze nicht nur voll, sondern schlicht überfüllt. Die Besucher waren in einer solchen Vielzahl in unseren Wäldern, so dass Wanderer, Radfahrer, Jogger, Mountainbiker und Reiter zeitgleich und massiv auf den gleichen Wegen unterwegs waren. Das führte natürlich zu manchen Konfliktsituationen."


Appell zum Schutz des Waldes

„Wir freuen uns über jeden Waldbesucher. Aber der hat eben auch eine Pflicht auf gegenseitige Rücksichtnahme“, so Robert Jansen. Dies bedeutet auch, dass man sich im Wald stets so aufführen sollte, wie daheim in der eigenen, guten Stube. Im Landesforstgesetz NRW steht dazu, dass die Lebensgemeinschaft Wald durch die Waldnutzung nicht in Mitleidenschaft gezogen werden darf! „In diesem Sinne bedeutet das, dass der Wald in NRW zum Zwecke der Erholung - auf eigene Gefahr - genutzt werden darf. 

Sorgen wir alle dafür, dass unser Wald auch in Zukunft ein funktionierender Lebensraum für Fauna und Flora und ein Refugium der Erholung für naturverbundene Besucher ist.“ 

Weitere Infos und Kontakt unter: www.wald-und-holz.nrw.de
Fotos und Text: (bvl)