Das Viertelhaus in Monschau

Wiederherstellung des historischen Stadtbildes

Monschau. Die Monschauer Kirchstraße ist vom Ursprung her der älteste Bereich und somit ursprüngliches Zentrum der Stadt. Sie ist bis heute eine echte Wohnstraße. Hier wurde inzwischen vieles restauriert, aber es bleibt auch noch einiges zu tun. Sowie beim sogenannten „Viertelhaus“ am Ende der Kirchstraße, das auch kurz Berühmtheit erlangte durch die ARD-Serie „Die Eifelpraxis“. Das Haus Kirchstraße 32 stammt mutmaßlich  aus dem 17. Jahrhundert und steht seit 1984 unter Denkmalschutz. Unmittelbar südlich des Hauses verlief die Stadtmauer.

Wolfgang Kaever ist nicht nur Architekt und Experte für Altbausanierung, er ist auch Vorsitzender der ISG Monschau Altstadt. Er ist maßgeblich für die Wiederherstellung des kleinen Stadthauses verantwortlich im Auftrag der ISG, einem Verein, der sich unter anderem um den Erhalt und Wiederherstellung des historischen Stadtbildes kümmert. Wichtigste Aufgabe bei der Sanierung war es, als erstes die Fundamentierung des Hauses zum Hang hin zu sichern. Wie in einigen Häusern 


in Monschau diente die Hausrückwand auch als Stützmauer der Hangbefestigung. Das Wasser läuft dabei direkt über die Mauer im Innenraum zum Boden über den Felsen und dann unter dem Haus durch in Richtung Rur. Durch die ständige Belastung über den Hangdruck hatte sich das gesamte Gebäude über die lange Zeit geneigt und war dadurch auch in Schieflage geraten. Deshalb wurde als erste Maßnahme hinter dem Haus eine moderne Stützmauer errichtet, um die Hausmauern zu entlasten. Die derzeit noch vom Baustil unpassende Betonmauer wird später noch in der richtigen Form verkleidet werden.


Interessant ist, dass das Viertel-Haus eigentlich noch kleiner ist, denn es besteht ursprünglich aus zwei verschiedenen Gebäuden. Wobei der erste Teil eine klassische Fachwerkbauweise aufweist. Mit Ständerwerk und Lehmputz bzw. Lehmklinkerwerk. Die traditionellen Baumaßnahmen werden derzeit von entsprechenden Fachleuten vorgenommen. Und auch eine Architektur-Masterklasse der FH Aachen hat sich kürzlich daran mit großer Begeisterung beteiligt.

Ganz anders ist der nachweislich ältere Gebäude-Bereich, der direkt auf den Felsen gemauert wurde und rein aus Stein besteht mit entsprechendem Balkenmaterial. Hier gibt es auch einen großen Kamin, der künftig mit einer Pellet-Cassette versehen wird und dann mit zur Beheizung des Gebäudes verwenden werden soll. Neben dem großen Kamin befindet sich die eigentliche Eingangstür, eine sogenannte „Klön-Tür“, so wie man sie häufig in Monschau findet. Eine Tür, die zweigeteilt ist, 


damit man den oberen Teil, wie ein Fenster, öffnen kann. Hier kann man auch an einer Schnitzerei erkennen, dass die Tür und vermutlich weitere Teile des Eingangsbereiches ursprünglich zum Ursulinenkloster gehört haben. Und somit eine Wiederverwertung erfahren haben – Nachhaltigkeit schon vor geraumer Zeit. 

Eine Etage höher ist man schon ein ganzes Stück weiter; das marode Dach musste komplett erneuert werden. Über Jahre ist darüber Wasser eingedrungen und hat für viele Schäden im gesamten Gebäude geführt. Davon ist allerdings nichts mehr zu sehen – der obere Bereich ist relativ großzügig gestaltet und kann demnächst als Begegnungs- und Veranstaltungsraum genutzt und dazu auch angemietet werden.

Über eine große Glastür wird der Zugang zum hinter dem Haus liegenden kleinen idyllischen Garten ermöglicht werden. Dort kann man auch direkt wieder den Felsen erkennen, auf dem das gesamte Haus errichtet worden ist.

Bis zur Fertigstellung des Gebäudes werden noch einige Monate vergehen, aber Wolfgang Kaever ist sich sicher, dass die Einweihungsfeiern Anfang des nächsten Jahres erfolgen werden. Mit der Sanierung des Hauses wird ein Ort geschaffen, an dem Beratung und Austausch unmittelbar am Bauwerk ansetzen können. Dies kann beispielsweise durch Vorträge, Fortbildungsformate oder auch Einzelberatungen von Mitgliedern der ISG, zu denen Handwerker, Architekten und Denkmalpfleger zählen 


bewerkstelligt werden, so wie auch dem Verein und seinen Zielen verbundenen Partnern. Darüber hinaus ist angedacht, das Haus selbst als öffentlich zugängliches Anschauungsobjekt zu entwickeln. Dies soll u.a. anhand einer anschaulichen Darstellung wie Einblicken in den Wandaufbau, ausgestellten Materialmustern oder aber an der Präsentation materialgerechter Reparaturen passieren. Für die ISG als Eigentümer des Hauses ist es auch wichtig, dass die zentrale Lage eine große öffentliche Wahrnehmbarkeit garantiert. Die ISG verspricht sich davon letztlich wegweisende Impulse für die Rettung weiterer leerstehender Altbauten – in Monschau und darüber hinaus.


(dn)

Fotos: EifelDrei.TV