Waldi’s Verzällche im Juni


Sind sie schon mal „in die Zange genommen worden“? Es passiert beim Fußball, Handball, Eishockey oder vielen anderen Mannschaftssportarten. Unter Druck gesetzt wird man auch ohne Gegenspieler in der Diskussion und bei Streitgesprächen, in Beruf, Politik, vor Gericht und anderswo. Meine Erfahrung mit dieser Redewendung begann schon sehr, sehr früh. Nämlich schon bei der Geburt. Aber hier war es ja das „Werkzeug“ welches im Vordergrund stand. Eine Zange. Sie ist ein zweischenkliges Werkzeug, bei dem die Wirkstellen gegenläufig auf das Werkstück bearbeitend einwirken. Bei der Geburtszange besteht sie aus zwei löffelartig gebogenen Metallblättern, und das Werkstück war ich. Ich war schon über der Zeit, steckte im Geburtskanal und wollte nicht raus. Ich befand mich in der sogenannten „hinteren Hinterhauptslage“ und wehrte mich nach nur spärlich vorhandenen Kräften. Auch wenn es heute nur noch selten vorkommt, war damals die Zangengeburt die einzige Alternative. Das kalte glänzende Metall der Geburtszange war sicher auch für meine Mutter furchteinflößend, und auch für michhätte ich schon die Augen offen gehabt. Der Einsatz dieser Zange hatte aber nur kurzfristige Auswirkung auf mich. Mein weiches Köpfchen wurde tatsächlich ein wenig in die Länge gezogen, doch nach ein paar Tagen hatte es wieder die ursprüngliche Form – bei mir also wieder in „rund“. Die Wissenschaftler und Ärzte sagen, dass in manchen Fällen Spätfolgen auftreten.Bei einem jungen Kind Hautabschürfungen, blaue Flecken oder Blutergüsse. Wo die herkamen kann ich auch ohne Wissenschaft erklären. Selbstbehauptung: Das bedeutet, Gefühle und Gedanken in einer ehrlichen und direktenForm zum Ausdruck bringen, und dem Anlass entsprechend zu verteidigen. Also im Notfall die Ellenbogen ausfahren. Habe ich dann ja auch gemacht. Aber ich habedabeiauch gelernt, die Denkweise und Überzeugungen anderer Personen zu respektieren, und das gehört heute zu meinen Charaktereigenschaften. Zugegeben ich war bei der Geburt schon etwas zerknittert, und nachdem ich mit der Zange geholt wurde sagte meine Mutter: „Dä es ävver lang“. Böse Zungen behaupten in ihrer tiefenpsychologischen Betrachtung in mir wäre durch den mechanischen Geburtsvorgang eine Störung entstanden- und mein „Verrücktsein“ sei darauf zurückzuführen. Dem will ich nur bedingt widersprechen, denn ich hatte eigentlich eine schöne Kindheit, und aus mir ist trotzdem noch was Gescheites geworden. Wagen sie nicht zu widersprechen.

Bes nächste Mond – Euer Waldi

(pm)