Waldi’s Verzällche!

Es müssen wohl gemeine Botenstoffe in meinem Gehirn gewesen sein, die mich dazu verleitet hatten, Teilnehmer bei „Skate Fever“, einer Rollschuh-Show mit Prominenten, bei RTL 2 zu werden. Ähnlich wie „Let‘s Dance“ aber ohne Profis. Alle Paare mehr oder weniger prominent und alle Amateure. Ich war nicht nur der kompakteste Teilnehmer, sondern mit Abstand der Älteste, der Rollschuh-Opa eben. Die dickste Elfe auf Rollen. Meinen Resonanzkörper konnten auch durch die unterschiedlichsten Kostüme die wir in der Show trugen nicht kaschiert werden. Ich war also ein Mensch mit einer ungünstigen Gewichtsverlagerung, ein Rollmops wie man einen fettleibigen Rollschuhfahrer nennt. Und die Konkurrenz? Die Männer wohlproportionierte Adonisse mit Six-Packs. Die Frauen und Tanzpartnerinnen- attraktiv mit Sex-Packs, und kurvenreicher wie wir zu laufen hatten. Also wenn ich schon mal Sport mache dann auch richtig, dachte ich. Als ich vor dem ersten Training gefragt wurde, welche Platzierung mein Wunsch wäre, habe ich geantwortet: Finale ist Pflicht. Danach: Überleben ist alles. Ein Mensch hat circa 650 Muskeln, die beiden größten davon, der Rückenmuskel und der Gesäßmuskel. Ich bin ja das was man einen harten Eifeler nennt, aber ich glaube alle 650 Muskeln haben sich nacheinander bei mir vorgestellt. Dazu haben mich noch 31 paarige Spinalnerven und 12 Hirnnerven massakriert. Ich hatte mit Janina Pink, ein deutscher Soap-Star, eine sehr gute Partnerin, und mit dem kleinen Engländer Edd Hall einen lustigen aber auch knallharten Trainer. Mit Mimik und Gesten konnten wir uns verständlich machen, aber in astreinem Deutsch konnte er sagen: Du fällst auf die Fresse, nicht ich. Im Großen und Ganzen aber hat Edd sehr einfühlsam trainiert, und die Chorografie gestaltet. Sechs Wochen Tortur. Dabei wurde aber festgestellt, dass Hebefiguren nicht gingen. Ich war zu schwach auf den Füssen. Dafür lag ich bei jeder Trainingseinheit des Öfteren waagerecht in der Luft. Blaue Flecken und andere Blessuren waren mein Alltag, und Schmerztabletten gehörten zu meinen Mahlzeiten. Ich dachte schon an einen Rollator als ständigen Begleiter. Der aktivste Mensch in meinem Umfeld war zu der Zeit mein Physiotherapeut. Er konnte sich aber nur um meine Blessuren kümmern, nicht aber um meine Psyche. Im Nachhinein war ich froh, dass ich von der Jury in der dritten Show rausgewählt wurde. Es war für mich eine neue Lebenserfahrung und es stellte sich wieder eine neue Lebenserwartung ein. Vor und hinter der Kamera herrschte unter allen Teilnehmern eine gute Stimmung. Ich war die Vaterfigur, und der gefragte und erklärte Liebling von allen. Mein Eifeler Humor hat viel dazu beigetragen, die anderen „Leidenden“ immer aufzurichten. Die Rollschuhe habe ich an den Nagel gehängt, mit Schloss. Die Schlüssel habe ich unauffindbar weggeschmissen.


Bes nächste Mond – Euer Waldi

(pm)